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Aktuelles zum Anleihenmarkt: Das Makroumfeld verstehen

Marco Giordano, Investment Director
März 2025
4 Min. Lesezeit
2026-03-31
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen des Autors bzw. der Autorin zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Herzlich Willkommen bei der Februar-Ausgabe von „Aktuelles zum Anleihenmarkt“, unserer monatlichen Analyse der Chancen und Risiken an den Märkten für Rentenanleger. Jeden Monat untersuchen wir relevante makroökonomische Veränderungen und die besten Möglichkeiten für den Umgang mit den aktuellen Chancen und Risiken, die wir an den Anleihenmärkten sehen.

Kernaussagen

  • Die Anleihenmärkte legten weiter zu, da Sorgen über mögliche negative Wachstumsimpulse durch Handelszölle, Turbulenzen in der neuen US-Regierung und erhöhte Unsicherheit die Stimmung belasteten. Die Spreads weiteten sich aus, und die meisten Spreadsektoren zeigten eine schwächere Entwicklung als durationsgleiche Staatsanleihen. 
  • Nach der deutschen Bundestagswahl kündigten die Parteispitzen der voraussichtlichen Koalition aus CDU und SPD am 4. März eine Einigung auf ein massives Finanzpaket mit grundlegenden Änderungen in der Fiskalpolitik an. Diese Einigung, die einer Erhöhung der Staatsschuldenquote Deutschlands um bis zu 20% entsprechen würde, hatte deutliche Auswirkungen auf die Märkte: Die Anleiherenditen zeigten im gesamten Euroraum einen deutlichen Anstieg, die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen verzeichnete den größten Anstieg innerhalb eines einzigen Tages seit März 1990 und der Spread für 10-jährige italienische Staatsanleihen gegenüber deutschen Staatsanleihen ging auf unter 100 Basispunkte zurück. Andernorts stiegen die Anleiherenditen in Australien, Neuseeland und Japan leicht an, während die US-Anleiherenditen weiterhin einen Abwärtstrend zeigten. 
  • Ein robuster Arbeitsmarkt mit niedriger Arbeitslosigkeit weltweit sorgte weiterhin für Wachstumsunterstützung, auch dank der Widerstandsfähigkeit der Verbraucherausgaben. Sorgen über mögliche Handelszölle begannen jedoch, das Geschäftsklima und die Verbraucherstimmung zu belasten. Die zu Beginn des Jahres zu beobachtenden „Animal Spirits“ lassen allmählich nach, da die Anleger sich mit zahlreichen besorgniserregenden Entwicklungen rund um den Welthandel und einem wachsenden Risiko, dass die politische Ungewissheit das Wachstum belasten könnte, konfrontiert sehen. Dies spiegelte sich auch an den Devisenmärkten wider, wo der US-Dollar den Großteil der im vierten Quartal 2024 erzielten Gewinne wieder abgeben musste und der Euro im Zuge der angekündigten fiskalpolitischen Veränderungen in Deutschland aufwertete.

Was beobachten wir? 

  • Die möglichen Folgen des deutschen Finanzpakets: Da sich das deutsche Wachstumsmodell von einem exportorientierten zu einem stärker durch die Inlandsnachfrage getriebenen wandeln dürfte, könnte hier ein wichtiges Aufwärtsrisiko für Europa Realität werden. Bei konservativen Annahmen könnte das deutsche Trendwachstum langfristig um mindestens 0,5% steigen. Gleichermaßen könnte diese Veränderung der deutschen Politik eine stabilisierende Wirkung für die gesamte Eurozone haben. Die Sparpolitik der vergangenen 15 Jahre hat das Wachstum der Region belastet und es den Peripherie-Ländern erschwert, während und nach der globalen Staatsschuldenkrise wieder wettbewerbsfähiger zu werden. Die Märkte können nun davon ausgehen, dass höhere nominale Wachstumsraten positiv für Rentenanlagen sein werden, da der Ausgabenanstieg von dem Eurozonen-Mitglied mit der solidesten Fiskalpolitik ausgeht. Darüber hinaus dürfte die nominale BIP-Wachstumsrate Deutschlands steigen, wodurch die Geldpolitik für den gesamten Euroraum lockerer werden könnte. Dabei ist noch gar nicht der Inflationsanstieg berücksichtigt, den das Finanzpaket auslösen könnte. Dies hat unseres Erachtens die Argumente für eine strukturell höhere Inflation gestärkt, da eine Wirtschaft nahe der Vollbeschäftigung zusätzliches Wachstum verzeichnen würde, mit Implikationen für die gesamte Währungsunion. Eine fiskalpolitische Wende dieser Größenordnung würde außerdem den Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands um mindestens 2% reduzieren. Die strukturellen Kapitalflüsse in globale, als sicher wahrgenommene Anlagen – insbesondere US-Anleihen – könnten sich daher verlangsamen oder sogar umkehren. Die Ankündigung Deutschlands dürfte für höhere Laufzeitprämien und langfristig vor allem für einen Anstieg der US-Renditen sorgen. 
  • Geopolitische Ungewissheit: In den letzten Wochen waren wir möglicherweise Zeuge des Endes der transatlantischen Allianz – das von den USA angeführte militärische und politische Bündnis, das die Ära nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt hat – zumindest in ihrer aktuellen Form. Die neue US-Regierung versucht, sich strategisch neu zu positionieren, um entweder generell für eine Entspannung bei dem Verhältnis zu Russland zu sorgen oder zumindest die aktuellen Spannungen zu reduzieren. Es bleibt unklar, was das Endergebnis eines solchen Paradigmenwechsels wäre. Es ist unwahrscheinlich, dass Europa in dieser Angelegenheit dem Beispiel der USA folgen wird, und nach Aussagen von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth werden die Vereinigten Staaten auch nicht länger der Hauptsicherheitsgarant für Europa sein. Nach einem folgenschweren Treffen von Trump mit dem ukrainischen Präsident Selenskyj im Weißen Haus werden die Europäer vermutlich ein Wiederaufrüstungsprogramm starten müssen, das erhebliche Staatsausgaben erfordern wird. Das (zum aktuellen Zeitpunkt zumindest informelle) Ende des transatlantischen Bündnisses dürfte eine fragmentiertere Weltordnung bedeuten, mit zusätzlicher Volatilität, höheren Staatsausgaben für die Verteidigung und der Bildung neuer Handelsblöcke.
  • Vergeltungszölle: Präsident Trump hat in Bezug auf alle US-Handelspartner eine Untersuchung zu potenziellen Vergeltungszöllen und zu Mehrwertsteuern angeordnet, bei der verschiedene US-Behörden mit einer Frist zum 1. April „unfaire“ Handelspraktiken melden sollen. Falls die USA in der Folge Vergeltungszölle verhängen, hätte dies bedeutsame Auswirkungen. Trumps Vorschlag, die Mehrwertsteuer bei der Berechnung von Zöllen zu berücksichtigen und potenziell extrem hohe Zölle zu verhängen, könnte die US-Inflation um 2% steigen lassen und zu einer Stagflation und möglicherweise sogar einer globalen Rezession führen. Alternativ könnte die Androhung von Zöllen für durchschnittlich niedrigere globale Zollsätze sorgen, falls Länder als Reaktion ihre eigenen Zölle und Mehrwertsteuersätze senken, was dem Wachstum und der Inflation zugutekommen würde.

Wo liegen die Chancen? 

  • Angesichts des bisher langwierigen und ungewissen Zinszyklus würden wir weiterhin empfehlen, den Fokus auf Total-Return-Strategien mit höherer Qualität zu legen, die weniger stark durch eine Benchmarkorientierung eingeschränkt sind. Dies könnte globale Staatsanleihen- und Währungsstrategien beinhalten, die in diesen Phasen eine besonders gute Entwicklung zeigen könnten, oder flexible Strategien, die mit diesem späten Zyklusstadium zurechtkommen, indem sie Allokationen in verschiedene Sektoren tätigen. Diese Strategien könnten es Anlegern auch ermöglichen, Kapital aus Geldmarktanlagen umzuschichten und Wiederanlagerisiken zu reduzieren, ohne ein bedeutsames Durations- oder Kreditrisiko in Kauf nehmen zu müssen. 
  • In einem zunehmend volatilen und unsicheren Marktumfeld halten wir Rentenkernallokationen sowohl aus Sicht der laufenden Rendite als auch im Hinblick auf den Kapitalschutz für zunehmend attraktiv. Die Gesamtrenditen bleiben attraktiv für Anleger, die innerhalb eines breit diversifizierten Portfolios das Risiko reduzieren möchten. Für europäische Anleger, die sich vor der anhaltenden Volatilität schützen möchten, könnten Strategien mit Fokus auf hoher Kreditqualität und regelmäßigen Einkünften nicht nur an lokalen, sondern auch auch globalen Märkten eine attraktive Möglichkeit bieten.
  • High-Yield-Anleihen bieten unseres Erachtens immer noch Potenzial, wir würden aber angesichts der unsicheren Marktlage und der Normalisierung der Ausfallquoten im Verhältnis zu den aktuellen Spreads zu einem vorsichtigen Ansatz raten. Gleichzeitig könnte das robuste zusätzliche Renditepotenzial High-Yield-Anleihen zu einem guten Ersatz für Aktienanlagen machen. Bei allen höher verzinsten Rentenanlagen halten wir einen Fokus auf Emittenten mit höherer Kreditqualität für angeraten.

Experte

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Marco Giordano

Investment Director

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