Zu Beginn des Jahres 2025 sind High-Yield-Anleihen unserer Ansicht nach weiterhin eine attraktive Anlageklasse für Anleger, da sie in einem positiven Umfeld für die Kreditfundamentaldaten ein hohes Kuponpotenzial bieten. Insgesamt sind die Gewinne von High-Yield-Unternehmen in allen Marktsegmenten nach wie vor robust. Zudem sehen wir keine signifikanten Anzeichen für eine breitere Abschwächung dieses positiven Trends bei einer Vielzahl von Emittenten am Markt. Die engen Spreads an den Märkten für High-Yield-Anleihen legen jedoch nahe, dass größere Vorsicht und ein aktiverer Ansatz erforderlich sind.
Vorteil Europa
Wir gehen davon aus, dass es in diesem Jahr größere regionale Unterschiede zwischen den Märkten geben wird, die aktive Investmentexperten ausnutzen können. Insbesondere europäische High-Yield-Anleihen bieten unseres Erachtens ein attraktives relatives Wertschöpfungspotenzial. Kombiniert man die soliden Fundamentaldaten der dort ansässigen Unternehmen mit der höheren Qualität des lokalen Marktes, rechnen wir nicht mit einem umfassenden Ausfallzyklus. Stattdessen gehen wir davon aus, dass die Ausfallquoten in den nächsten 12 Monaten auf einem niedrigen Niveau von 2% bis 3% verharren werden. Unter Bewertungsgesichtspunkten erkennen wir an, dass die Spreads an den europäischen Märkten für High-Yield-Anleihen unter den historischen Durchschnittswerten liegen – wenngleich sie etwas weiter sind als in den USA – und daher weniger Spielraum für eine Verengung bieten. Es besteht aber auch das Risiko einer plötzlichen Ausweitung der Spreads, insbesondere in anfälligeren Marktsegmenten.
Ingesamt sind wir jedoch der Ansicht, dass europäische High-Yield-Anleihen im Hinblick auf die Renditekennzahlen gut abschneiden. Anleger werden nach wie vor mit ansehnlichen Kupons belohnt – eine wichtige Kennzahl, wenn man bedenkt, dass die Kupons in den letzten 20 Jahren in der Regel rund 90% der Erträge der Anlageklasse ausgemacht haben.1 Gleichzeitig sind wir der Ansicht, dass sich die Anleger auf eine potenziell größere Streuung zwischen Sektoren und Emittenten einstellen sollten, insbesondere vor dem Hintergrund einer schwächeren europäischen Wirtschaft und der möglichen Belastung durch die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle.
Implikationen für Anleger
Vor diesem Hintergrund sind wir der Ansicht, dass sich Anleger auf eine Bottom-up-Analyse konzentrieren und Unternehmen auf Einzelemittentenebene betrachten sollten – auf der Suche nach überzeugenden Titeln mit starken Wettbewerbsvorteilen gegenüber Vergleichsunternehmen, was ihr Potenzial für eine Outperformance über längere Zeiträume erhöht. Unserer Meinung nach sollten Anleger nicht davon ausgehen, dass die geringe Sektorstreuung – insbesondere bei den aktuellen Spreadniveaus – anhalten wird. Wir raten zur Vorsicht in Sektoren, in denen ein rascher Kapazitätsaufbau stattfindet, wie bei KI-Technologien und erneuerbaren Energien, da dies zu einem Überangebot und letztlich zu Zahlungsausfällen führen könnte. Der Energiesektor ist ein Bereich, der uns aufgrund der jüngsten Volatilität der Rohstoffpreise zunehmend Sorgen bereitet. Die meisten Produzenten haben keine Alleinstellungsmerkmale, die ihnen helfen könnten, sich im Falle eines Abschwungs gegenüber der zunehmenden Konkurrenz zu behaupten.
Viele Energieerzeuger im High-Yield-Universum sind gut abgesichert. Sollten die Ölpreise jedoch unter 60 USD pro Barrel fallen, würden wir uns allmählich mehr Sorgen über die Kreditkennzahlen des Sektors machen.
Unseres Erachtens besteht das Hauptrisiko für die High-Yield-Märkte in Zukunft darin, dass sich die derzeitige Annahme einer „sanften Landung“ in ein Szenario verwandelt, bei dem die Weltwirtschaft schnell an Fahrt gewinnt, anstatt sich weiter abzuschwächen. In diesem Szenario würde die Inflation wahrscheinlich wieder anziehen, was bedeutet, dass die Zentralbanken zu einer Zinserhöhungsstrategie übergehen müssten. Wir betrachten daher die Zinsentwicklung als eine wichtige Variable für den Markt für High-Yield-Anleihen. Allerdings liegt die Duration des High-Yield-Marktes mit unter drei Jahren nahe an einem Rekordtief, was das inhärente Zinsrisiko in Relation zu Portfolios mit längerer Duration verringert. Weitere Phasen erhöhter Volatilität aufgrund veränderter Zinserwartungen können aktiven Managern zusätzliche interessante Möglichkeiten zur Erwirtschaftung von Zusatzerträgen bieten.
Gleichzeitig ist es wichtig, eine langfristige Perspektive beizubehalten. Unserer Meinung nach ist die Anlage in High-Yield-Anleihen ein Marathon und kein Sprint. Wir sind der Ansicht, dass Anleger, die einen strukturierten, langfristigen Ansatz für Anlagen in High-Yield-Anleihen mit einer auf Fundamentalanalysen basierenden Perspektive kombinieren, gut positioniert sind, um unabhängig von zyklischen Auf- und Abwärtsbewegungen die Chancen in dieser Anlageklasse möglichst optimal zu nutzen.
Fazit
Wir gehen davon aus, dass das Umfeld für High-Yield-Anleihen Anlegern in den kommenden zwölf Monaten attraktive Renditechancen bieten wird, wobei aktive Manager am besten positioniert sind, um von einer Rückkehr der Zinsvolatilität zu profitieren. Wir bevorzugen europäische High-Yield-Anleihen gegenüber ihren US-amerikanischen Pendants, da sie ein höheres Kuponpotenzial und tendenziell eine höhere Qualität aufweisen. Längerfristig gehen wir davon aus, dass High-Yield-Anlagen weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Diversifizierung und Stärkung von Anleiheportfolios spielen werden.