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Ausblick für private Investments 2025 

Venture Capital – Ausblick für 2025: 5 wichtige Trends

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2025-12-31
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger. Alle Anlagen sind mit einem Risiko verbunden. Die Anlagemärkte sind mit wirtschaftlichen, regulatorischen, politischen und an die Marktstimmung geknüpften Risiken verbunden. Anleger sollten stets die möglichen Risiken für ihr Kapital in Betracht ziehen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken.

Dies ist ein Auszug aus unserem Investmentausblick, in dem Spezialisten aus verschiedenen Bereichen unserer Investmentplattform ihre Einblicke in die Wirtschafts- und Marktkräfte vorstellen, die aus unserer Sicht die Entwicklung von Portfolios beeinflussen werden.

Die letzten Jahre waren für Venture-Capital-Anlagen alles andere als einfach. Im Jahr 2024 gab es jedoch erste Anzeichen für den lang ersehnten Aufschwung. Die Erholung verläuft zwar bislang eher schleppend und Liquidität ist nach wie vor knapp, mit Blick auf 2025 halten wir das Umfeld für Venture Capital aber für so robust wie seit vielen Jahren nicht mehr.

In diesem Artikel untersuchen wir die Erholung des Venture-Capital-Marktes im vergangenen Jahr und stellen fünf erwartete Trends vor, die unseres Erachtens im Jahr 2025 auf diesem Wachstum aufbauen werden.

1. Kapitaleinsatz und Bewertungen im Venture-Capital-Bereich

Mit einem Plus von 20% gegenüber 2023 war im Jahr 2024 eine leichte Erholung des Kapitaleinsatzes zu beobachten (Abbildung 1). Was aus dieser Grafik allerdings nicht hervorgeht, ist die hohe Qualität dieser Transaktionen. Nach unserer Einschätzung kehren nicht nur mehr, sondern auch vergleichsweise stärkere Unternehmen auf der Suche nach Kapital an den Markt zurück. 

Abbildung 1
Die Frist für Sparüberschüsse aus der Pandemiezeit

Wir führen dies auf drei Hauptfaktoren zurück: 1) hohe Renditen an den öffentlichen Aktienmärkten haben das Vertrauen der Gründer in Vergleichszahlen und die Stabilität des Marktes wiederhergestellt, 2) die 2022 aufgebauten zweijährigen Liquiditätsreserven schwinden allmählich und 3) die Zeit hat es qualitativ hochwertigen Unternehmen ermöglicht, in die erhöhten Bewertungen seit 2021 „hineinzuwachsen“.

Entscheidend ist, dass sich dieser Trend bei weiterhin angemessenen Bewertungen vollzieht (Abbildung 2). Aktuell beobachten wir, dass die Mehrzahl der Transaktionen zu historischen Durchschnittspreisen durchgeführt wird (wobei KI eine bemerkenswerte Ausnahme bildet).

Abbildung 2
Die Frist für Sparüberschüsse aus der Pandemiezeit

Wir gehen davon aus, dass sich sowohl die positive Tendenz beim Kapitaleinsatz als auch die Neuausrichtung der Bewertungen im Jahr 2025 fortsetzen könnten. Ein wichtiger Faktor: Ein starker Exit-Markt könnte bei den Marktteilnehmern wieder mehr Enthusiasmus entfachen und möglicherweise zu einem massiven Anstieg sowohl beim Kapitaleinsatz als auch bei den Bewertungen führen, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Während ein wachsender Kapitaleinsatz im Allgemeinen auf einen gesunden Markt hindeutet, behalten wir die Bewertungen genau im Auge, um sicherzustellen, dass sie Möglichkeiten für erfolgreiche Exits bieten.

2. KI im Bereich Venture Capital 

Bei Diskussionen über die potenzielle Entwicklung von Venture-Capital-Anlagen im Jahr 2025 führt natürlich kein Weg am Thema künstliche Intelligenz vorbei. Wir sind von den Entwicklungen im Bereich KI begeistert und glauben, dass die Disruption erhebliche Chancen für Venture-Capital-Investments schaffen dürfte. Wir sind uns aber auch der möglichen Fallstricke bewusst, die es in den nächsten Jahren zu vermeiden gilt. 

Das explosionsartige Wachstum der KI lässt Parallelen zur Dotcom-Blase erkennen. Eine wichtige Lehre aus der damaligen Zeit: Die Annahme, dass Vorreiter immer im Vorteil sind, ist ein Trugschluss (Abbildung 3). Nicht alle frühen KI-Gewinner werden in der Lage sein, den anfänglichen Hype und den Erfolg von heute in eine langfristige Dominanz umzuwandeln – ähnlich wie die ersten Internetunternehmen, die sehr unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen haben. Die Herausforderung für Anleger wird darin bestehen, die langlebigen Unternehmen mit skalierbaren Wettbewerbsvorteilen wie Amazon und die kurzlebigen Unternehmen mit auffälligen frühen Erfolgen wie CMGI zu identifizieren. Diese Variabilität ist entscheidend für das Verständnis der aktuellen und zukünftigen Situation von Risikokapitalinvestitionen im Bereich der KI.

Abbildung 3
Die Frist für Sparüberschüsse aus der Pandemiezeit

Das Tempo des Wandels, der Modellverbesserungen und der allgemeinen Innovation im Bereich der KI macht es schwierig, die Gewinner unter den Startups vorherzusagen. Diese Dynamik stimmt uns optimistisch, dass – wie in früheren Phasen der Disruption – riesige KI-native Unternehmen entstehen werden. In dieser ersten Wachstumswelle scheint es klare Gewinner zu geben, nämlich im Bereich der Basistechnologien. Dazu gehören etwa GPU-Hersteller, Entwickler von Grundlagenmodellen und Anbieter von Cloud-Computing-Funktionen. Wir sind jedoch der Meinung, dass wir erst am Anfang dieses Trends stehen und es noch einige Zeit dauern wird, bis sich konkrete Anwendungen durchsetzen. Die Aufgabe von Risikokapitalgebern besteht darin, sowohl die Sektoren als auch die Unternehmen auszuwählen, die das größte Potenzial haben, langfristig zu überleben und erfolgreich zu sein. Gleichzeitig gilt es, den Überblick zu behalten und zu erkennen, dass viele der größten Gewinner wie Google erst in der zweiten Welle wirklich zum Zuge kommen könnten. 

3. Ein starker IPO-Markt und ein robustes Umfeld für den Exit

Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Börsengänge 2025 wieder zunehmen wird. Die Gründe dafür sehen wir vor allem in drei Faktoren: Erstens betrug der längste beobachtete Zeitraum zwischen den Höchstständen der IPO-Aktivität in den USA in den letzten 40 Jahren drei Jahre, und das dritte Jahr wird Ende 2024 vorbei sein.1 Zweitens ist die IPO-Aktivität in den USA in den Jahren nach einer Wahl tendenziell um 39% höher als in Wahljahren und um 24% höher als in anderen Jahren.2 Beide historischen Trends deuten auf eine Wiederbelebung des Marktes im Jahr 2025 hin.

Drittens schauen sich Führungskräfte, die einen Börsengang erwägen, in der Regel innerhalb ihrer Branche um und analysieren, wie andere Unternehmen, die kürzlich an die Börse gegangen sind, abgeschnitten haben. Bemerkenswert ist, dass wir trotz der weiter niedrigen Emissionszahlen in diesem Jahr starke Performancezahlen beobachten konnten. Vergleicht man die ersten drei Quartale des Jahres 2024 mit dem gleichen Zeitraum des Jahres 2023, dann gab es in den USA 24% mehr Börsengänge, die aber 37% höhere Erlöse erzielen konnten.3 Darüber hinaus war die Kursentwicklung im Nachgang der Börsengänge bislang sehr stark, mit einer Outperformance der neu notierten US-Unternehmen gegenüber dem S&P 500 Index von fast 10%.4 Nachfolgend gehen wir näher darauf ein, was eine Deregulierung während der zweiten Amtszeit von Donald Trump für das IPO-/M&A-Volumen bedeuten könnte und welche weiteren Auswirkungen die US-Wahl 2024 haben wird. 

4. US-Wahl: Die Auswirkungen einer zweiten Amtszeit von Donald Trump auf Venture-Capital-Investments

Die jüngsten Wahlergebnisse dürften tiefgreifende (wenn auch unterschiedliche) Auswirkungen auf den Private-Equity-Sektor haben, vor allem über die Exit-Aktivitäten, die Unternehmensleistungen und das Inflations- bzw. Zinsumfeld. Diese lassen sich grob in kurz- und mittel-/langfristige Auswirkungen unterteilen. 

Kurzfristige Auswirkungen der Wahl

Die Agenda der neuen Regierung deutet darauf hin, dass wir weniger Regulierung und Aufsicht und eine mögliche Beschleunigung für kryptobezogene Geschäftsmodelle erwarten können. Vorbehaltlich der Anhörungen zur Bestätigung der vorgeschlagenen Kandidaten könnte auch die Federal Trade Commission ihre Haltung in Bezug auf Fusionen und Übernahmen ändern, was dringend benötigte Liquidität für Private Equity freisetzen könnte. 

Insgesamt könnten diese kurzfristigen Effekte die Liquidität im Private-Equity-Segment erhöhen. Es gibt erste Anzeichen, die diese Prognose stützen, etwa die deutlichen Kursgewinne von Investmentbanken seit Trumps Wahlsieg. Darüber hinaus liegt das IPO Issuance Barometer von Goldman Sachs nun bei 137 (im Vergleich zu einem historischen Vergleichswert von 100).5 Und schließlich könnten mögliche Steuersenkungen die kurzfristige Performance von Unternehmen, die mit Risikokapital finanziert werden, weiter ankurbeln. 

Mittel- und längerfristige politische Auswirkungen

Viele Anleger beobachten die Handelspolitik sehr genau, da der designierte Präsident Trump Zölle einführen könnte, für die keine Gesetze verabschiedet werden müssen. Die Ökonomen von Goldman Sachs gehen davon aus, dass Trump Zölle auf Importe aus China um durchschnittlich 20% erhöhen wird. Auch europäische Unternehmen könnten mit Zöllen belegt werden. Interessanterweise könnte die Unsicherheit über die zukünftige Handelspolitik letztendlich größere wirtschaftliche Auswirkungen haben als die Zölle selbst.6

Im Falle der Einführung von Zöllen besteht Einigkeit darüber, dass die Inflation ihren derzeitigen Entwicklungspfad verlassen und sogar wieder ansteigen könnte. Dies könnte dazu führen, dass die Fed die Zinsen in geringerem Umfang senkt als bisher prognostiziert oder sogar erhöht. 

5. Ein längerfristig erhöhtes Zinsumfeld

Der Anstieg bei Staatsanleihen mit längerer Laufzeit nach den Wahlen deutet darauf hin, dass der Markt trotz der jüngsten Zinssenkungen der Fed ein Umfeld mit längerfristig höheren Zinsen einpreist. Unseres Erachtens sollten Anleger ihre privaten Portfolios entsprechend vorbereiten. 

Wie bei den meisten makroökonomischen Entwicklungen wirken sich Zinsänderungen in der Regel zuerst auf die öffentlichen Märkte und erst mit der Zeit auch auf die privaten Märkte aus. Unserer Ansicht nach ist es jedoch wichtig, dass Anleger die unterschiedlichen Grade des Zinsrisikos in der vielfältigen Private-Equity-Landschaft verstehen (Abbildung 4). Da zur Finanzierung von Buyouts Fremdkapital benötigt wird, wirken sich Zinssätze in der Regel direkter auf diese Art von Transaktionen aus. Venture-Capital- und Wachstumskapitalfonds finanzieren ihre Anlagen hingegen nur selten mit Fremdkapital und vermeiden daher in der Regel die mit einem direkten Zinsrisiko verbundenen Herausforderungen. Sie sind jedoch indirekten Effekten ausgesetzt, insbesondere durch veränderte Bewertungen. Da sich die Bewertungen bereits auf historischen Niveaus bewegen, bereitet uns ein möglicher Bewertungsrückgang weniger Sorgen.

Abbildung 4
Die Frist für Sparüberschüsse aus der Pandemiezeit

Wir gehen davon aus, dass Venture-Capital- und Wachstumsanlagen am stärksten von diesen Entwicklungen profitieren werden, während der Buyout-Sektor durch die erwartete Inflation und höhere Zinsen vor Herausforderungen gestellt werden könnte. Unabhängig von der weiteren Entwicklung sind wir davon überzeugt, dass eine Diversifizierung über alle Bereiche des Private-Equity-Marktes entscheidend sein wird, um die zu erwartende Volatilität zu bewältigen. Die Kombination von Venture-Capital-, Wachstumsfinanzierungs- und Buyout-Investments in einem Portfolio ermöglicht es Anlegern, über den gesamten Lebenszyklus eines Unternehmens hinweg zu investieren und so das Risiko und die Diversifizierung potenziell zu verbessern.

Ausblick für Venture-Capital-Anlagen im Jahr 2025

Die Zeit nach einer Marktkorrektur bietet oft eine gute Gelegenheit, Kapital einzusetzen. Mit Blick auf das Jahr 2025 gehen wir davon aus, dass die Venture-Capital- und Private-Equity-Märkte für Wachstum positioniert sind, angetrieben durch Fortschritte in der künstlichen Intelligenz, eine Erholung des IPO-Marktes und günstige regulatorische Entwicklungen. Mit einem ausgewogenen, diversifizierten und flexiblen Ansatz für die privaten Märkte können Anleger die Chancen nutzen (und potenziell die Risiken mindern), die durch die sich aktuell entwickelnde Marktlandschaft entstehen.

Unser Angebot

1 Quelle: Warrington-Analyse zu Börsengängen. Daten per 1. Januar 2024. Die Stichprobe umfasst Börsengänge mit einem Angebotspreis von mindestens USD 5,00, ausgenommen ADRs, Unit Offers, geschlossene Fonds, REITs, Kommanditgesellschaften für natürliche Ressourcen, Small Best Efforts Offers, Banken und Sparkassen sowie Aktien, die nicht im CRSP gelistet sind (CRSP umfasst Titel, die an der Amex, NYSE und NASDAQ notiert sind). Die in der Vergangenheit erzielten Ergebnisse sind nicht zwangsläufig ein Indikator für die zukünftige Entwicklung. | 2 Quelle: EY Global IPO Trends Q2 2024. | Quellen: Ernst & Young, Dealogic; Stand: 30. September 2024. | 4 Quellen: Ernst & Young-Analyse, Dealogic, S&P Capital IQ | IPO- und Indexrenditen per 16. September 2024. Die IPO-Rendite ist die Kursveränderung der Stammaktien von neu an der Börse notierten Unternehmen im laufenden Jahr, gewichtet nach der Marktkapitalisierung, im Vergleich zum Emissionspreis zum Zeitpunkt des Börsengangs. | 5 Quelle: Goldman Sachs, „How Trump’s election is forecast to affect US stocks“, 8. November 2024. | 6 ebenda.

Expertin

Michael Carmen

Michael Carmen

, CFA

Co-Head, Private Investments
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William Craig

Investment Director
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Mark Watson

Investment Specialist