Das Spektrum an nachhaltigen Anlageansätzen wird immer breiter und reicht von Negativ-Screening bis hin zu reinen Impact-Strategien. Jeder dieser Ansätze kann im Portfolio eines Anlegers eine sinnvolle Rolle spielen. Allerdings sollten Anleger darauf achten, sich nicht unbeabsichtigt zu stark bestimmten Anlagestilen auszusetzen, wie die jüngsten Ereignisse gezeigt haben. Nachhaltige Aktienportfolios hatten über längere Zeit hinweg von einer positiven Marktstimmung profitiert. Zuletzt sind einige von ihnen jedoch unter Druck geraten. Das ist darauf zurückzuführen, dass sie stark auf bestimmte Stile oder Sektoren ausgerichtet sind, in denen sich viele Unternehmen derzeit mit Problemen konfrontiert sehen. Da sich der Ausblick weiterhin eintrübt, könnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass sich nachhaltigkeitsorientierte Aktien nicht sonderlich gut für dieses neue, volatilere Umfeld eignen. Wir sind da anderer Meinung. Aus unserer Sicht sind die Argumente für nachhaltige Anlagen heute stichhaltiger denn je. Schließlich haben die Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, langfristigen Charakter – sei es der Übergang zu Klimaneutralität oder die Notwendigkeit, den verschiedenen Interessengruppen gleichermaßen gerecht zu werden.
Daher liegt unserer Einschätzung nach die Lösung darin, das Thema Nachhaltigkeit aus einer breiteren Perspektive zu betrachten. Schließlich muss ein nachhaltiges Portfolio nicht zwangsläufig stark auf Wachstums- oder Technologiewerte ausgerichtet sein. Vielmehr gilt es, die Belastbarkeit der Kernallokation des Portfolios zu erhöhen. Aus unserer Sicht besteht eine attraktive Möglichkeit zum Erreichen dieses Ziels darin, Unternehmen zu identifizieren, die äußerst umsichtig mit dem Kapital ihrer Aktionäre umgehen (also besondere Stewardship-Qualitäten aufweisen) und im Hinblick auf ESG-Faktoren (also die Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) zu den Marktführern zählen – ganz gleich, in welchem Sektor sie tätig sind. Durch eine umsichtige Portfoliokonstruktion, die darauf abzielt, eine übermäßige Ausrichtung auf bestimmte Anlagestile, Faktoren oder Regionen zu minimieren, können diese Positionen dann zu einer ausgewogeneren Allokation zusammengefasst werden. Wir sind davon überzeugt, dass das daraus resultierende Portfolio Potenzial bietet, positive Stewardship-Merkmale in stabilere Erträge umzuwandeln. Und zwar unabhängig davon, welche Sektoren gerade in der Gunst der Anleger stehen.
Diese Fokussierung auf Stewardship minimiert gleichzeitig das Risiko eines Konflikts zwischen finanziellen und nachhaltigkeitsorientierten Zielen, da sich qualitativ hochwertige Unternehmen unserer Einschätzung nach auf positive ökologische und soziale Entwicklungen konzentrieren können. Unserer Meinung nach können Unternehmen, die entsprechend umsichtig vorgehen, auf die Unterstützung ihrer Kunden, Mitarbeiter und anderer Interessengruppen zählen. Sie können die Belastbarkeit ihres Geschäfts steigern und ihre Kapitalkosten senken. Dadurch sollten sie wiederum in der Lage sein, Anlegern auf lange Sicht überdurchschnittliche Kapitalrenditen zu bieten. Wir sind davon überzeugt, dass ein konsequenter Dialog mit Unternehmen diesen positiven Kreislauf weiter verstärken kann.