Unseres Erachtens hat eine neue Ära erhöhter Markt- und Zyklusvolatilität begonnen, mit erheblichen Unterschieden zwischen den Regionen. Die Ereignisse in der ersten Hälfte des Jahres 2023 haben diese Einschätzung zweifellos bestätigt. Allein im ersten Quartal schwankten die Märkte zwischen Rezessionserwartungen und dem sogenannten Goldlöckchen-Szenario hin und her, was dann wiederum von Sorgen über Turbulenzen im Bankensektor und eine mögliche tiefere Rezession abgelöst wurde.
Die wichtigere Frage für viele Anleger dürfte jedoch sein, wie sie sicherstellen können, dass ihre Portfolios den Herausforderungen gewachsen und darauf vorbereitet sind, die Chancen zu nutzen, die ein solches Umfeld bieten kann.
Meiner Meinung nach zeigt das von iStrat, unserer Gruppe für Anlagestrategie und -lösungen, durchgeführte Research einige wichtige Portfolioimplikationen in diesem neuen Umfeld auf. Im Folgenden werde ich erörtern, wie Anleger ihre Portfolios widerstandsfähiger machen können und was unter den neuen Bedingungen von besonderer Bedeutung sein wird, bevor ich auf drei wichtigsten langfristigen Chancen eingehe, die Anleger für sich nutzen könnten.
Aufbau ausgewogener und widerstandsfähiger Portfolios
Mit Blick auf die Zukunft wird die Fähigkeit von Portfolios, Marktzyklen gut zu überstehen, auf den Prüfstand gestellt werden. Die folgenden Erkenntnisse könnten hilfreich sein:
Diversifizierung über unterschiedliche Umfelder – Bei der Zusammenstellung von Portfolios nutzen Investmentexperten häufig eine Diversifizierung nach Regionen, nach Anlageklassen und bis zu einem gewissen Grad sogar nach Faktoren. Sie sind jedoch im Allgemeinen nicht nach Umfeldern diversifiziert, sondern haben Portfolios oftmals auf spezifische Bedingungen ausgerichtet. Unser Multi-Asset-Team hat einen differenzierten Ansatz zur Klassifizierung von Umfeldern gewählt, der darauf abzielt, verhaltensbasierte Verzerrungen zu vermeiden, die sich aus einigen traditionellen Ansätzen ergeben können. Sein Schwerpunkt liegt auf „marktimplizierten Umfeldern“, wobei verschiedene Merkmale (Erträge, Volatilität, Korrelationen usw.) jeder Anlageklasse berücksichtigt werden. Anschließend wird maschinelles Lernen angewandt, um Muster aufzudecken und Marktumgebungen in natürliche Gruppierungen (d.h. Umfelder) einzuteilen.
Ein Rahmen für eine effektive aktive Risikobudgetierung – Die Entscheidung darüber, wo man in einem Portfolio „aktiv“ sein sollte, ist von entscheidender Bedeutung, und unser Multi-Asset-Team hat einen Rahmen entwickelt, um sicherzustellen, dass diese Entscheidung langfristig ausgewogen und diszipliniert ist. Letztendlich erfordert eine effektive aktive Risikobudgetierung eine optimale Kombination von Anlagen, um den gewünschten Tracking Error zu erhalten, unerwünschte Tracking-Error-Effekte mittels Diversifizierung zu eliminieren und aktives Risiko effizient in aktive Erträge umzuwandeln. Als Hilfestellung bieten wir ein schrittweises Rahmenwerk, das Anleger in ihrem eigenen aktiven Risikobudgetierungsprozess verwenden können.
Berücksichtigung des Klimawandels bei der Asset-Allokation – Der Klimawandel wird sich unserer Ansicht nach auf die Anlageergebnisse auswirken, weshalb seine Einbeziehung entscheidend für den Aufbau von Portfolios ist, die langfristig widerstandsfähig sind. Er wirkt sich auf makroökonomische Variablen wie das BIP-Wachstum und die Inflation, auf die Dynamik auf Unternehmensebene wie Kosten und künftige Unternehmensaktivitäten sowie auf Entscheidungen über Regulierung und Fiskalpolitik aus. Wir sind der Meinung, dass sich diese Faktoren wiederum auf die Preise von Vermögenswerten und die Asset-Allokation auswirken. Darüber hinaus können klimabezogene Anlagethemen unseres Erachtens das Anlageuniversum für Multi-Asset-Portfolios erheblich erweitern und Outperformancepotenzial in bestimmten Marktbereichen eröffnen. In Zusammenarbeit mit unseren Klimaresearch- und ESG-Researchteams hat iStrat ein Rahmenwerk entwickelt, das Anlegern dabei helfen kann, den Klimawandel in Multi-Asset-Portfolios zu integrieren und sicherzustellen, dass ihre Portfolios robust mit potenziellen Klimaszenarien umgehen können.
Fokus auf langfristige Chancen
Für Anleger kann es eine Herausforderung sein, in einem volatilen Umfeld kurzfristigen Instinkten zu widerstehen. Unseres Erachtens ist es jedoch wichtig, sich langfristig zu orientieren und sicherzustellen, dass Portfolios strukturelle Chancen an den Märkten nutzen können. Im Folgenden zeigen wir drei Möglichkeiten auf, wie sich Anleger auf langfristige Überlegungen konzentrieren können.
1. Geduld bei Anlageverwaltern zahlt sich aus
Unser Team hat kürzlich Analysen durchgeführt, die zeigen, dass sich die Konzentration auf kurzfristige Anlageverwaltererträge nachteilig auf die Performance auswirkt. So zeigt unser Research, dass selbst die besten aktiven Anlageverwalter auf dem Weg zu Top-Quartil- und sogar Top-Dezil-Ergebnissen längere Phasen mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung durchlaufen (Abbildung 1). Vermögensinhaber, die über eine Strategie verfügen, die ihnen hilft, sich langfristig zu orientieren, sind möglicherweise am besten positioniert, um von einer Outperformance zu profitieren, wenn sie sich dabei auch auf starke Research-Kapazitäten stützen.