Triebkräfte des Wandels
Wir sehen eine Reihe von Gründen, die eine strukturell höhere Inflation erwarten lassen:
- Weniger Entlastung durch billige Arbeitskräfte: Im letzten Zyklus wurde das Lohnwachstum teilweise durch eine massive Ausweitung des weltweiten Arbeitskräfteangebots, insbesondere in China, gedämpft. Dieser Trend ist weitgehend zum Stillstand gekommen, da es keinen eindeutigen Ersatz für die relativ niedrig bezahlten chinesischen Arbeitskräfte gibt.
- Deglobalisierung und zunehmendes Onshoring: Da die Länder ihre Lieferketten überdenken, um das Risiko von Versorgungsengpässen sowie geopolitische Risiken zu verringern, werden Unternehmen in einigen Fällen bereit sein, an Orten zu produzieren, an denen dies weniger effizient ist – eine Maßnahme, die von Natur aus inflationär ist.
- Höhere Ausgaben der öffentlichen Hand: Die Pandemie hat zu einem enormen Anstieg der öffentlichen Ausgaben geführt, der wahrscheinlich nicht auf einen Schlag zurückgeführt werden kann und der ohne ausgleichende Faktoren den Inflationsdruck erhöhen wird.
- Knappes Angebot an Rohstoffen: In den letzten zehn Jahren wurde zu wenig in die Rohstoffversorgung investiert. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, da die Anleger in Bezug auf den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft und die damit verbundene Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Nachfrage nach Energie und anderen Rohstoffen besorgt sind.
- Die Energiewende: Der Übergang zu einer weniger CO2-intensiven Wirtschaft wird erhebliche Investitionen in neue Energiequellen erfordern.
Implikationen für Anleger
Für Anleger, die mit unserer Inflationsprognose übereinstimmen, gibt es unseres Erachtens eine Reihe von Anlageideen, die durchaus eine Überlegung wert sind:
Investition in Sachwerte: Rohstoffe hatten in der Vergangenheit ein hohes Inflationsbeta, was sie zu einem potenziell starken Absicherungsinstrument macht. Wer Direktinvestitionen in Rohstoffe vermeiden möchte, kann auf ein diversifiziertes Sachwertportfolio setzen, das beispielsweise Rohstoffe, Rohstoffaktien und TIPS enthält.
Konzentration auf inflationssensitive Sektoren: Im Rahmen einer Aktienallokation können sich Gelegenheiten ergeben, Positionen in Rohstoffaktien und anderen inflationssensitiven Titeln wie börsennotierten Infrastrukturwerten (bei denen die Unternehmen die Inflation oft direkt an ihre Tarifzahler weitergeben können) aufzustocken. Darüber hinaus könnten sich Substanzwerte aufgrund ihrer geringeren Zinssensitivität in einem inflationären Umfeld besser entwickeln als Wachstumswerte.
Risikomanagement auf Portfoliokonstruktionsebene: Wenn wir von einer höheren Inflation und damit von höheren Zinsen ausgehen, können sich Anleger möglicherweise nicht mehr auf Anleihen verlassen, um eine stabile Diversifizierung zu erreichen. Mit anderen Worten: Wir könnten weitere Zeiträume erleben, in denen Anleihen und Aktien positiv korreliert sind, wie es im Jahr 2022 der Fall war. Dies könnte neue Diversifizierungsquellen erfordern, z.B. bestimmte Hedgefonds als Ergänzung zu Rentenanlagen.