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Die europäische Energieinfrastruktur im Umbruch

Tom Levering, Fondsmanger
Tim Casaletto, Global Industry Analyst
2023-10-31
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transformative energy infrastructure

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert eines Investments kann gegenüber dem Zeitpunkt des ursprünglichen Investments steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger. Dies ist eine Marketingkommunikation. Lesen Sie vor einer endgültigen Anlageentscheidung bitte den Prospekt des Enduring Assets Fund sowie das entsprechende KIID. Das investierte Kapital unterliegt einem Risiko.

Die aktuelle Energieversorgungskrise in Europa hat einen regelrechten Nachfrageboom nach Energieinfrastruktur ausgelöst, der dem europäischen Versorgungssektor unseres Erachtens erheblichen Rückenwind bieten könnte. Worauf stützt sich unsere positive Einschätzung des Sektors, und wo bieten sich hierdurch Investmentchancen?

Die Hintergründe der Krise

Die aktuelle Energiekrise hat zwei Kernkomponenten, die mit der Verfügbarkeit und der Bezahlbarkeit von Energie zusammenhängen.

Die Verfügbarkeitskrise: Bis zum Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar wurden rund 40% des europäischen Erdgasbedarfs durch Russland gedeckt. Inzwischen ist dieser Anteil auf nahezu null zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Stromerzeugung aus Wasserkraft aufgrund der jüngsten Trockenheit zurückgegangen, während die französischen Atomkraftwerke mit Wartungsproblemen zu kämpfen haben. Daher ist Europa nun mit einem ernsthaften Mangel sowohl an Erdgas als auch Strom konfrontiert. Die Suche nach alternativen Energiequellen ist zu einem äußerst dringlichen Thema geworden, wobei als Optionen beispielsweise ein Import größerer Mengen an Flüssigerdgas (LNG), eine Steigerung der heimischen Gasproduktion, eine Verlängerung der Laufzeit von Kernkraftwerken, eine verstärkte Nutzung von Kohlekraftwerken und die Errichtung weiterer Kraftwerke auf der Basis erneuerbarer Energien diskutiert werden. Während einige dieser möglichen Lösungen, wie etwa eine verlängerte Nutzung von Atom- und Kohlekraftwerken, kurzfristig umsetzbar sind, könnte die Umsetzung längerfristiger Lösungen wie der Ausbau erneuerbarer Energien sowie der LNG-Infrastruktur durchaus mehrere Jahre dauern. 

Unserer Einschätzung nach sind die europäischen Erdgasspeicher ausreichend gefüllt, um diesen Winter zu überstehen – sofern es nicht zu außergewöhnlich kalten Witterungsbedingungen kommt. Bis zum Winter 2023/2024 dürften die Vorräte jedoch weitgehend erschöpft sein (Abbildung 1).

Abbildung 1
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Die Kostenkrise: Die europäischen Erdgaspreise sind im vergangenen Jahr in die Höhe geschnellt, da ein knappes Angebot auf eine relativ unelastische Nachfrage trifft. Die Folge: In ganz Europa sind die Gas- und Stromrechnungen massiv gestiegen. Daher sehen sich Energieverbraucher europaweit nun mit deutlich höheren Versorgungskosten konfrontiert, auch wenn die verschiedenen nationalen Unterstützungspakete und die Vorschläge der Europäischen Union zur Begrenzung der Strompreise sowie zur Erhebung von Sondersteuern im Öl- und Gassektor ein gewisses Maß an Unterstützung bieten.

Sind erneuerbare Energien die Lösung für Europa?

Wir gehen davon aus, dass Europa zur Bewältigung dieser Energiekrise erheblich in die heimische Energieinfrastruktur investieren muss. Wir rechnen mit dem Bau neuer Wind- und Solarparks sowie mit dem Ausbau der Stromnetze, um erneuerbare Energien besser in das Netz zu integrieren. Zudem dürften weitere LNG-Importterminals sowie Erdgasnetze errichtet werden, um größere Mengen an Flüssigerdgas zu transportieren, während gleichzeitig die Entwicklung weiterer Strom- und Gasverbundnetze innerhalb der Region vorangetrieben werden dürfte. Dieser Übergang zu größerer Unabhängigkeit wird auch durch ehrgeizige Dekarbonisierungsziele unterstützt, nicht zuletzt durch den REPowerEU-Plan, der bis 2030 eine Steigerung der europäischen Kapazität an erneuerbaren Energien um 150% vorsieht.

Wie gestaltet sich die Situation in Europa im Vergleich zum Rest der Welt?

Die Energiekrise in Europa hat deutlich gemacht, dass die USA bei der Energieversorgung einen relativen Vorteil genießen. Während Europa stark auf Energieimporte angewiesen ist, sind die USA weitgehend autark, weshalb der Anstieg der Erdgaspreise in den USA sehr viel weniger dramatisch ausgefallen ist als in Europa und Asien (Abbildung 2). Per 30. September war Erdgas in Europa ganze sieben Mal so teuer wie in den USA. 

Abbildung 2
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Die Daten zeigen die rollierenden Front-Month-Futures für TTF, Henry HUB und JKM in Euro/Megawattstunde (MWh); Stand: 30. September 2022. | Quellen: Bloomberg sowie Schätzungen von Wellington.

Genau wie in Europa bringt die Notwendigkeit einer Dekarbonisierung der US-amerikanischen Stromerzeugung nun aber erhebliche Investitionen in erneuerbare Energien sowie die Stromnetze des Landes mit sich, wobei der US Inflation Reduction Act als wichtiger Katalysator dient.

In Asien sind die LNG-Spotpreise zwar dem in Europa verzeichneten Aufwärtstrend gefolgt, der Kontinent befindet sich jedoch in einer deutlich besseren Position als Europa, da die langfristigen an den Ölpreis gekoppelten Verträge in der Region derzeit Preise implizieren, die deutlich unter ihren europäischen Pendants liegen. Zudem hat die gedämpft Wirtschaftsdynamik in China dazu beigetragen, etwaige Versorgungsengpässe zu kompensieren.

Nutzung der sich bietenden Investmentchancen

Unserer Einschätzung nach bietet dieser Übergang zu einer zuverlässigeren und auf erneuerbaren Energiequellen beruhenden Energieversorgung eine ganze Reihe potenziell attraktiver Investmentchancen im weltweiten Versorgungssektor. 

In diesem Umfeld sind jedoch die Titelauswahl und eine geografische Diversifizierung wichtiger denn je, um ein ausgewogenes Portfolio zusammenzustellen – indem beispielsweise Engagements in ausgewählten Anlagechancen in Europa mit stabileren Allokationen im US-Versorgungssektor kombiniert werden. Außerdem ist es aus unserer Sicht wichtig, sich auf Unternehmen mit erheblichem Wachstumspotenzial in den Bereichen erneuerbare Energien und Stromnetze zu konzentrieren, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer Belastung durch Eingriffe der Regulierungsbehörden gering ist. Auf der anderen Seite sollten Anleger unserer Meinung nach Unternehmen meiden, deren Bewertungen unter künftigen negativen Eingriffen der Aufsichtsbehörden leiden könnten. 

In unseren Augen hat die europäische Energiekrise die Dringlichkeit einer erheblichen Verbesserung und eines Ausbaus der heimischen Energieinfrastruktur mehr als deutlich gemacht. Die Umsetzung dieser Änderungen wird nicht von heute auf morgen erfolgen, was unserer Meinung nach langfristige Wachstumschancen für geduldige Anleger eröffnet.

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