Deutschland (Germany), Professionelle Anleger

Ändernchevron_right
menu
search

EINZIGARTIGE PERSPEKTIVEN

Gründe, weshalb sich themenbezogene Anlagen in EM-Aktien lohnen könnten

Dáire Dunne, CFA, Portfolio Manager
2024-02-29
Archiviert info
Archivierte Inhalte sind weiterhin auf der Website verfügbar. Bitte beachten Sie das Datum der Veröffentlichung, wenn Sie diese älteren Inhalte lesen.
hero_unique_perspectives_daire-720-484

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen des Autors bzw. der Autorin zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert eines Investments kann gegenüber dem Zeitpunkt des ursprünglichen Investments steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Als wir vor Kurzem den dreizehnten Geburtstag meiner Tochter gefeiert haben, bin ich in den Universal Studios in Singapur in der Achterbahn Battlestar Galactica gefahren. Es war eine aufreibende Erfahrung: ein Fall aus 12 Metern Höhe bei 90 km/h, während man fünfmal kopfüber gedreht wird. Ich dachte, es würde niemals enden. Dies schien mir auch ziemlich zutreffend als Metapher für die Entwicklung von Aktien der Emerging Markets (EM) in den letzten Jahren. Da sich in den letzten Wochen jedoch Anzeichen dafür ausmachen ließen, dass die Negativfaktoren, von denen die EM-Märkte 2022 in Mitleidenschaft gezogen wurden, allmählich abklingen, bin ich bezüglich der potenziellen Anlagechancen bei bestimmten EM-Aktienthemen zunehmend optimistisch.

Der im letzten Jahr verzeichnete Gegenwind könnte sich in einen Rückenwind verwandeln. Weshalb?

Die Emerging Markets haben zwar weiterhin mit Herausforderungen zu kämpfen, die Nachrichten verbessern sich jedoch, was in Kombination mit attraktiveren Bewertungen ein zunehmend günstiges Umfeld für gezielte thematische Investments in der Anlageklasse schafft. Insbesondere die folgenden Aspekte halte ich für relevant:

Die wirtschaftlichen Frühindikatoren verbessern sich — Das BIP-Wachstumsgefälle zwischen den Emerging Markets und den Industrieländern, das zu Beginn des vergangenen Jahres auf ein 20-Jahres-Tief gesunken war1, hat inzwischen die Talsohle durchschritten und verbessert sich kontinuierlich. Derzeit lässt sich bei den Frühindikatoren für das Wirtschaftswachstum in den Emerging Markets eine vergleichsweise stärkere Beschleunigung erkennen. Die Wiedereröffnung Chinas ist ein wichtiger Teil dieser Entwicklung, und die Lockerung der chinesischen Null-COVID-Strategie sowie die Einführung gezielter politischer Unterstützungsmaßnahmen sollten diesen Trend stützen. Auch in Indien verbessert sich der Wachstumsausblick. 

Der Inflationsdruck ist niedriger — Im Gegensatz zu ihren Pendants in den Industrieländern haben die Zentralbanken der Emerging Markets-Länder die steigende Inflation nie als „vorübergehendes“ Phänomen betrachtet. Sie hatten daher ihre Zinserhöhungszyklen schon mehr als zwölf Monate früher eingeleitet, weshalb die Gesamtinflation in den Emerging Markets in Summe nur halb so hoch ausgefallen ist wie in den Industrieländern. Angesichts positiver Realzinsen und einer moderaten bzw. sinkenden Inflation ist hier der Ausblick für die Geldpolitik im Vergleich zu den Herausforderungen, mit denen sich die Zentralbanken der Industrieländer konfrontiert sehen, unserer Meinung nach deutlich günstiger. 

Korrekturen der Gewinnerwartungen signalisieren eine Verbesserung der relativen Performance — In den Emerging Markets wurden vor fast 18 Monaten die ersten Herabstufungen der Gewinnerwartungen verzeichnet. Wir konnten dort bislang zwar noch keine positiven Korrekturen der Gewinnprognosen beobachten, jedoch haben sich die Negativkorrekturen in den Industrieländern inzwischen auf relativer Basis beschleunigt. In der Vergangenheit war dies stets ein starkes Signal für eine bessere relative Performance von EM-Aktien.

Die Bewertungen sind attraktiver — Nachdem EM-Aktien 2022 massive Bewertungsverluste verzeichneten, erscheinen sie inzwischen günstig, sowohl im historischen Vergleich als auch gegenüber ihren Pendants in den Industrieländern. Auf Basis der zyklisch bereinigten Gewinne werden EM-Aktien derzeit etwa zur Hälfte der Kurs-Gewinn-Verhältnisse in den Industrieländern gehandelt2, wobei sich hinter dieser Gesamtbewertungslage eine erhebliche Streuung verbirgt. Insbesondere China wird so günstig gehandelt wie selten zuvor, während sich Indien in der Nähe seines höchsten jemals verzeichneten Bewertungsniveaus bewegt. 

Der Druck durch den US-Dollar lässt nach — Die Entwicklung des US-Dollar hat lange Zeit die Stimmung in den Emerging Markets beeinflusst, wobei ein stärkerer US-Dollar oft mit einer schwächeren relativen Performance von EM-Titeln einhergeht. Nachdem der Dollar auf handelsgewichteter Basis im Jahr 2022 den höchsten Stand der letzten 20 Jahre erreicht hatte, scheint diese Entwicklung inzwischen ein wenig an Fahrt zu verlieren.3 Die Kombination aus einer Abkühlung der US-Inflation, Anzeichen für weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed in kleinerem Umfang sowie den gesunkenen Wachstumserwartungen hat den Dollar belastet, wodurch der Druck auf die Emerging Markets nachgelassen hat.

Welche Anlagethemen können von dieser Entwicklung profitieren?

In vielerlei Hinsicht hat sich 2022 wie ein Übergangsjahr angefühlt, und das heutige makroökonomische Umfeld unterscheidet sich deutlich von allem, was wir seit der globalen Finanzkrise erlebt haben. In diesem neuen Umfeld konzentrieren wir unsere Analysen auf die folgenden drei Bereiche, in denen sich Anlagechancen eröffnen:

Soziale Einbindung — Nachdem die Rentabilität des Faktors Arbeit in den letzten 30 Jahren in sämtlichen Volkswirtschaften gesunken war, hat nun eine Gegenbewegung eingesetzt. Die steigende Inflation wirkt aktuell als unmittelbarer Katalysator, aber der Druck hatte sich schon seit geraumer Zeit aufgebaut. Weltweit sind vermehrt Arbeitskampfmaßnahmen zu beobachten, und Regierungspolitik orientiert sich in der Regel letztendlich am Willen der Bevölkerung. Der Übergang zu einem integrativeren Wirtschaftsmodell wird Jahre dauern. Ich halte es aber für unvermeidlich, dass eine stärkere Umverteilung des Wohlstands, progressivere Einkommensteuern, höhere Sozialausgaben, umfangreichere Investitionen in die Grundversorgung und eine stärkere Regulierung bestimmter Branchen folgen werden. Davon werden Unternehmen profitieren, die diesen Wandel ermöglichen und daraus Nutzen ziehen.

Themenbereiche, die hiervon profitieren dürften: finanzielle Einbindung, Gesundheitsversorgung und gesellschaftliche Emanzipation

Klimaneutralität — Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die Klimaneutralität zu einem geopolitischen Thema gemacht. Die Kosten für den Übergang zu einer klimaneutralen Welt sind in den letzten zwölf Monaten (durch höhere Inflationsraten, Zinssätze und Investitionskosten) zwar gestiegen, dasselbe gilt aber auch für die Dringlichkeit, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Gründen der nationalen Sicherheit zu verringern. 2022 waren einige wichtige politische Entwicklungen zu verzeichnen. Insbesondere die auf der COP27 getroffene Entscheidung, einen Fonds für Schäden und Verluste einzurichten, der den gegenüber dem Klimawandel besonders anfälligen und von diesem am stärksten betroffenen Ländern finanzielle Unterstützung bietet, wird dazu beitragen, den Übergang zu sauberen Energien zu beschleunigen. 

Themenbereiche, die hiervon profitieren dürften: Umweltbewusstsein und Energieeffizienz

Wirtschaftlicher Nationalismus — Der geopolitische Risikoindex der US-Notenbank hat den höchsten Stand seit dem Irak-Krieg im Jahr 20034 erreicht, und der Übergang zu einer multipolaren Weltordnung schreitet voran, wobei China eine immer größere Rolle spielt. Wir rechnen mit einer Verlagerung der Triebkräfte, die die Zeit seit Ende des Kalten Krieges geprägt haben: Deglobalisierung statt fortgesetzter globaler Integration, Institutionalisierung des Wettbewerbs zwischen den Großmächten statt geopolitischer Stabilität, und eine Politik, die auf eine umfassendere nationale Sicherheit ausgerichtet ist, anstelle einer ausschließlichen Konzentration auf die wirtschaftliche Entwicklung. Ich glaube, dass wir uns am Beginn eines neuen „Investitions-Superzyklus“ befinden, der sich auf die Diversifizierung von Lieferketten, die Nahrungsmittel-, Wasser- und Energiesicherheit sowie auf strategische Branchen wie Biotechnologie, KI und Verteidigung konzentrieren wird.

Themenbereiche, die hiervon profitieren dürften: intelligente Daten (Smart Data), Automatisierung und Robotik und digitale Infrastruktur

Fazit

Meiner Meinung nach bietet ein thematischer Ansatz, der sich auf strukturelle Trends konzentriert, den Anlegern Zugriff auf potenziell interessante Anlagechancen bei EM-Aktien. In dem aktuell unsicheren makroökonomischen Umfeld erscheint diese Konzentration auf Themen als Ausgangspunkt für den Portfolioaufbau deutlich attraktiver als ein Fokus auf einzelne Unternehmen oder Sektoren, die stärker mit den Unwägbarkeiten des Wirtschaftszyklus korreliert sind.

In einem Artikel unserer Serie über die strukturellen Trends, die Innovationen vorantreiben und zu grundlegenden Umbrüchen in der Weltwirtschaft führen, werfen meine Kollegen und ich einen genaueren Blick auf die globalen thematischen Anlagechancen in Verbindung mit der finanziellen Einbindung.

1,2,3,4Quelle: FactSet per 31. Dezember 2022

Einzigartige Perspektiven im Fokus