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Thematische Investments im Fokus: Cloud-gestützte KI und Enterprise Intelligence

Jeff Wantman, Global Industry Analyst
Aaron Koh, Investment Strategy Analyst
2024-06-30
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert eines Investments kann gegenüber dem Zeitpunkt des ursprünglichen Investments steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Eine Vielzahl struktureller Trends fördert Innovationen, die grundlegende Umwälzungen der Weltwirtschaft mit sich bringen. Dadurch entstehen aus unserer Sicht attraktive Gelegenheiten für thematische Investments. In dieser Serie von Artikeln werfen wir einen genaueren Blick auf einige dieser Trends, die Breite des Anlageuniversums und die damit verbundenen Risiken. 

In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf Enterprise Intelligence. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Technologien, die es Unternehmen ermöglichen, Daten so zu analysieren und zu nutzen, dass sie bessere Geschäftsentscheidungen treffen können. Konkret untersuchen wir, wie Cloud-basiertes Computing und künstliche Intelligenz die Art und Weise verändern, wie Unternehmen agieren – eine Entwicklung, die Unternehmen in den Bereichen Software, maschinelles Lernen und Cybersicherheit aus unserer Sicht strukturellen Rückenwind verschaffen dürfte. 

Unsere wichtigsten Schlussfolgerungen: 

  • Die Umstellung auf ein Cloud-basiertes Modell bringt Produktivitätssteigerungen mit sich und bietet immer noch erheblichen Spielraum für weitere Fortschritte. 
  • Eine umfassende Migration in die Cloud schafft die Voraussetzungen dafür, dass Unternehmen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen nutzen können, da der Zugang zu großen Datensätzen die Entwicklung anspruchsvoller KI-Programme erleichtert. 
  • Steigende Löhne und ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften werden die Einführung von KI beschleunigen, da Unternehmen versuchen, die Personalkosten zu senken, die Produktivität zu steigern und die Leistung ihrer Produkte und Dienstleistungen zu optimieren.
  • Die Vielzahl an Zugangspunkten und die zunehmende Digitalisierung bedeuten auch, dass Unternehmen stark in Cybersicherheit investieren müssen, um Reputations- und Finanzrisiken zu vermeiden.

Trends im Bereich Enterprise Intelligence auf einen Blick

Cloud Computing gewinnt an Fahrt: Eine neue Ära der digitalen Infrastruktur ist angebrochen, die Softwareanbietern neue Möglichkeiten eröffnet und die Nachfrage ihrer Unternehmenskunden ankurbelt. Die Ausgaben für Software sind kontinuierlich gestiegen, da Unternehmen bestrebt sind, ihre Produktivität zu steigern und die Vorteile des technologischen Fortschritts zu nutzen.1

Ein Großteil dieser Ausgaben fließt in das Cloud Computing, das die Art und Weise, wie Unternehmen auf Software-Dienste zugreifen, grundlegend verändert: Herkömmliche, lokal installierte Lösungen werden durch ein völlig neues Modell ersetzt. 

Unternehmen steigen zunehmend auf die Cloud um, da sie Potenzial für größere Flexibilität, niedrigere Kosten und umfangreichere Funktionalität bietet. Bei herkömmlichen Vor-Ort-Lösungen mussten Unternehmen hohe Vorauszahlungen für unbefristete Softwarelizenzen leisten und dann die Infrastruktur, Hardware und IT-Ressourcen zur Verfügung haben, um diese Programme langfristig bereitstellen, betreiben und warten zu können. Im Gegensatz dazu setzen Cloud-basierte Softwareanbieter eher auf ein „As-a-Service“-Modell, bei dem die Kunden monatliche Abonnementgebühren zahlen und die Anbieter einen Anreiz haben, die Funktionalität kontinuierlich zu verbessern, die Dienste zu erweitern und einen engen Kontakt zum Kunden zu halten. Dies eröffnet Softwareunternehmen die Möglichkeit, durch diese vermehrten Berührungspunkte einen höheren Kundenwert (Lifetime Value) und qualitativ hochwertigere Umsatzströme zu erreichen. 

Bis zur vollständigen Migration sämtlicher Softwaredienste in die Cloud ist es noch ein weiter Weg. Im Jahr 2018 entfielen 74% der Arbeitslastausgaben auf Vor-Ort-Lösungen. Bis Ende dieses Jahres wird dieser Anteil voraussichtlich auf 35% sinken.1 Branchen wie das verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe haben die Umstellung langsamer vollzogen. Wir gehen allerdings davon aus, dass die Ausgaben für Software zur Realisierung von Produktivitätssteigerungen weiter steigen werden und dass sich das Tempo in den Branchen, die die Umstellung auf die Cloud langsamer vollzogen haben, beschleunigen wird. 

Fallbeispiel: ein auf die Cloud-basierte Automatisierung von Geschäftsprozessen spezialisierter IT-Dienstleister

Im Technologiesektor gibt es schon heute Überschneidungen zwischen den Bereichen Cloud und Automatisierung. Ein Beispiel ist ein Cloud-basierter IT-Dienstleister, der Geschäftsprozesse (z.B. IT-Serviceanfragen) rationalisiert und automatisiert, um die Effizienz seiner Kunden zu steigern und die Kosten für wichtige Supportdienste zu senken.

Dieses Beispiel dient nur zur Veranschaulichung und ist nicht als Anlageempfehlung zu verstehen. 

Maschinelles Lernen wird immer ausgereifter: Eine weitere Chance ergibt sich im Zuge der Umstellung auf die Cloud aus ihrem Potenzial, bedeutende Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz zu erzielen (z.B. große Sprachmodelle (LLMs) sowie Tools für die Medien- und Codegenerierung). Gewisse Routinetätigkeiten wurden bereits durch Software ersetzt, aber KI bietet nun das Potenzial, selbst besser bezahlte Tätigkeiten grundlegend zu verändern (Abbildung 1). Daten aus der Cloud und neue bahnbrechende Technologien werden es leichter machen, maschinelles Lernen auf eine Vielzahl von Datensätzen anzuwenden und KI-Programme zu entwickeln, die sogar nicht-routinemäßige Aufgaben übernehmen können. Wo eine direkte Ersetzung nicht möglich ist, dürften KI-„Co-Piloten“ zur Unterstützung der Arbeitnehmer die Produktivität steigern, während Technologien des maschinellen Lernens die Automatisierungsinitiativen von Unternehmen erheblich verbessern könnten.

Abbildung 1
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Angesichts der Tatsache, dass steigende Löhne und Arbeitskräftemangel zu den größten Sorgen der CEOs zählen,2 und der anhaltenden Notwendigkeit, die Produktivität zu steigern (was in Ländern mit einer rasch alternden Bevölkerung noch dringlicher ist), gehen wir davon aus, dass Unternehmen in KI investieren werden, um ihre Geschäftsergebnisse zu verbessern und die Kosten zu senken. 

Zwar sollten Produktivitätsgewinne zur Finanzierung dieser Tools beitragen, wir gehen aber davon aus, dass mittel- bis langfristig ein Teil dieses Budgets aus dem Personalbudget kommen wird – ähnlich wie das Budget für neue IaaS/SaaS-Plattformen bereits aus dem Budget für Hardware und Softwarelizenzen kommt. Bei einer normalen Entwicklung des Personalbestands steigen die Kosten von Unternehmen für Löhne und Gehälter in der Regel jährlich um 1,5% bis 2%. Selbst wenn ein Viertel dieses Anstiegs durch intelligente Software ersetzt würde, könnten Unternehmen allein in den USA schätzungsweise USD 300 Mrd. an zusätzlichen Ausgaben einsparen – gegenüber einem Gesamtmarkt für Software von heute rund USD 700 Mrd.3

Davon werden nicht nur Anbieter von KI profitieren, sondern auch diejenigen Unternehmen, die es ihnen ermöglichen, ihre Dienste anzubieten: Softwareunternehmen, die an der Steigerung der Rechenleistung, der Speicherung und Verwaltung von Daten und der Verbesserung der Konnektivität beteiligt sind.

Cybersicherheitsrisiken nehmen zu: Mit der wachsenden Zahl von Zugangspunkten und der zunehmenden Digitalisierung von Unternehmen sind auch die Risiken im Bereich der Cybersicherheit gestiegen. Cisco geht davon aus, dass sich die Zahl der DDoS-Angriffe (Distributed Denial of Service), die sich gegen Netzwerke richten, zwischen 2018 und 2023 verdoppeln dürfte. Aber nicht nur die Zahl der Angriffe nimmt zu, sondern auch ihr Ausmaß und ihre wirtschaftlichen Folgen.

Da sich die Art der Cyberangriffe ständig ändert und sie nicht nur die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens gefährden, sondern auch hohe Kosten verursachen können, sind Investitionen in die Cybersicherheit eine ständige und wachsende Notwendigkeit. Dies bietet Anbietern von Cybersicherheitslösungen die Möglichkeit, eine führende Rolle in diesem Segment einzunehmen. Dies ist ein weiterer Bereich, in dem KI ein nützliches Werkzeug für Netzwerksicherheit, Bedrohungserkennung, Datenschutz, Analyse und Identitätsdienste sein kann. KI wird jedoch zwangsläufig auch neue Risiken schaffen und ein neues Paradigma für die Cybersicherheit von Unternehmen erfordern.

Fallbeispiel: ein innovatives Cybersicherheitsunternehmen 

Mit der voranschreitenden und zunehmenden Digitalisierung verändern sich auch die Cyberbedrohungen. Unternehmen, die zum Schutz der digitalen Infrastruktur beitragen, werden immer wichtiger. Ein Beispiel ist ein Cybersicherheitsunternehmen, das führend in der Entwicklung innovativer, fortschrittlicher Sicherheitslösungen ist, einschließlich Firewalls der nächsten Generation, Bedrohungsanalyse und Endpunktschutz zur Abwehr von Cyberangriffen.

Dieses Beispiel dient nur zur Veranschaulichung und ist nicht als Anlageempfehlung zu verstehen. 

Die Anlagechancen und -risiken

Wir gehen davon aus, dass eine Reihe von Unternehmen, die im Software-Sektor tätig sind, von diesen Trends profitieren werden, z.B.:

  • Unternehmen, die eine Palette von Cloud- und KI-gestützten Softwarelösungen in den Bereichen Produktivität, Ressourcenplanung, digitale Medien und Marketing, Datenanalyse und Videokonnektivität anbieten
  • Anbieter, die sich auf branchenspezifische Cloud-Lösungen für Sektoren spezialisiert haben, die bei der Digitalisierung und der Umstellung auf die Cloud langsamer vorankommen
  • Unternehmen, die Fortschritte in der KI ermöglichen, z.B. solche, die maschinelles Lernen oder die Speicherung und Abfrage von Daten unterstützen, einschließlich Datenverwaltungsplattformen
  • Anbieter von Cybersicherheitssoftware

Wie bei jedem Anlagethema gibt es auch hier Risiken für unseren Ausblick. Wir sehen Cybersicherheit als Anlagechance, aber auch als Risiko. Cyberangriffe werden sich weiterentwickeln, immer raffinierter und häufiger werden, und die Unternehmen werden stark investieren müssen, um sich vor den wachsenden Reputations- und Finanzrisiken zu schützen. Die Aussichten für dieses Thema könnten auch durch ESG-bezogene Risiken beeinflusst werden, z.B. den Energieverbrauch und die Speicherorte von Cloud Computing sowie die Auswirkungen auf Arbeit und Gesellschaft durch die Verdrängung und das Ersetzen von Menschen durch leistungsfähige Software-Tools. Darüber hinaus steigt mit der Demokratisierung von KI-Fähigkeiten das Risiko durch böswillige Akteure und Desinformation. Unter diesem Vorbehalt sind wir der Ansicht, dass sich aktiven Anlegern im Bereich Enterprise Intelligence erhebliche Chancen bieten, langfristig von diesem strukturellen Rückenwind in Bereichen wie Cloud-Software, maschinelles Lernen und Cybersicherheit zu profitieren.


1Gartner, Wellington Management. | 2Duke CFO Survey/Federal Reserve Bank of Richmond. | 3Gartner, 2022.

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