Angesichts der vorstehend erwähnten Punkte haben Anleger unserer Meinung nach zwei Optionen: Entweder sie stoßen ihre Beteiligungen gänzlich ab und senden damit ein einmaliges Signal, oder sie investieren selektiv und bewirken damit Veränderungen bei diesen so wichtigen Akteuren, die sich auch positiv auf den allgemeinen Kampf gegen den Klimawandel auswirken können. Als researchorientierte aktive Investmentexperten sind wir davon überzeugt, dass wir gut aufgestellt sind, um die zweite Option zu verfolgen. Wenn wir Unternehmen beurteilen und in einen direkten Dialog mit ihnen treten, schließen wir Konzerne, die heute einen Teil ihres Strom aus Kohle erzeugen, nicht automatisch aus unseren Fonds aus. Stattdessen nutzen wir unsere Researcherkenntnisse, um uns ein besseres Verständnis des Trends und der zukünftigen Entwicklung der CO2-Bilanz eines Unternehmens zu verschaffen. Bevor wir in ein Unternehmen investieren, wollen wir sichergehen, dass es einen konkreten Plan zur drastischen Reduzierung seines CO2-Ausstoßes hat. Unter anderem untersuchen wir dazu, in welchem Ausmaß ein Unternehmen aktiv in erneuerbare Energien investiert, um seine Kohleabhängigkeit zu verringern. Außerdem wollen wir ermitteln, wie sehr sich die Lenkungs-/Kontrollausschüsse und das Management für das Erreichen der Dekarbonisierungsziele einsetzen. In gewisser Weise leisten diejenigen Unternehmen, die heute zwar auf Kohle angewiesen sind, aber am schnellsten in Alternativen zu fossilen Brennstoffen investieren, womöglich den größten Beitrag zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft. In vielen Fällen gehen fast ihre gesamten Investitionsausgaben in diese Richtung.
Als aktive Investmentexperten möchten wir diesen Wandel weiter beschleunigen, indem wir auf Basis unserer Researcherkenntnisse einen aktiven Dialog mit diesen Unternehmen aufnehmen. Als kürzlich beispielsweise ein großer US-amerikanischer Stromversorger ankündigte, seinen CO2-Fußabdruck bis 2030 um 80% reduzieren zu wollen, haben wir mit dem Unternehmen Möglichkeiten diskutiert, wie sich ein noch ambitionierteres Ziel mit einer Verringerung um 90% erreichen ließe. In einem anderen Fall haben wir Kontakt zu einem großen europäischen Stromversorger aufgenommen, der aufgrund der Energiekrise die Nutzung seiner Kohlekraftwerke verstärken musste. Wir regten die Unternehmensleitung an, den geplanten Termin für die Stilllegung dieser Werke von 2038 auf 2030 vorzuziehen.
Wir sind der Meinung, dass Versorgungsunternehmen, die von einer kohlenstoffreichen zu einer kohlenstoffarmen Stromerzeugung übergehen, in den nächsten zehn Jahren die höchsten potenziellen Renditen bieten werden, da die Energiewende zu höheren Wachstumsraten führen wird. Dadurch werden sie wiederum in der Lage sein, nachhaltigeres Anlegerkapital anzuziehen, was höhere Bewertungskennzahlen mit sich bringen könnte.
Dieser strukturelle Wandel profitiert auch von der zunehmenden staatlichen Unterstützung. In der Europäischen Union werden die schon bald erforderlichen Offenlegungen im Rahmen der EU-Taxonomie diejenigen Unternehmen hervorheben, die den größten Teil ihrer Investitionen für das Erreichen der globalen Dekarbonisierungsziele einsetzen. Aus dieser Perspektive betrachtet gehen wir davon aus, dass der globale Versorgungssektor von einer positiveren Marktstimmung profitieren wird, als dies heute der Fall ist, da bislang ausschließlich rückwärtsgerichtete Kennzahlen zur CO2-Messung angesetzt werden.
Auch der kürzlich in den USA verabschiedete Inflation Reduction Act (IRA) wird sich unserer Meinung nach positiv auf die dortigen Versorgungsunternehmen auswirken, da die Steuervergünstigungen für erneuerbare Energien um zehn Jahre verlängert wurden, was die Kosten in diesem Bereich weiter senken und die Energiewende beschleunigen dürfte.