Aktive Unterstützung der Dekarbonisierung von Versorgungsunternehmen

Tom Levering, Global Industry Analyst
Ken Baumgartner, CFA, Investment Director
2023-11-30
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Turbines Lignite Power

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert eines Investments kann gegenüber dem Zeitpunkt des ursprünglichen Investments steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Mit einem Anteil von etwa 3% machen Energieversorger nur einen kleinen Teil des globalen Aktienuniversums aus, tragen aber erheblich zur kombinierten CO2-Bilanz des Marktes bei (Abbildung 1). Da die Kohlenstoffemissionen des Sektors im Verhältnis zu seiner Größe überproportional hoch sind, neigen viele Anleger und Portfoliomanager dazu, Engagements in Versorgungsunternehmen zu begrenzen oder gänzlich zu vermeiden. Unserer Meinung nach gibt dies jedoch nicht das vollständige Bild wieder.

Abbildung 1 
Servicios públicos: una de las principales fuentes de emisiones de gases de efecto invernadero

Ganzheitliche Betrachtung der Lage

Es stimmt natürlich, dass diese Versorgungsunternehmen nach wie vor fossile Brennstoffe nutzen, um einen erheblichen Teil der für die Versorgung einer modernen Gesellschaft benötigten Wärme- und Strommengen zu erzeugen. Aber nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) ist die Energiebranche auch der mit Abstand größte Investor in erneuerbare Energien1. Die Agentur schätzt, dass in den nächsten Jahrzehnten jährliche Investitionen in Höhe von mehr als 1 Bio. USD in Stromnetze und erneuerbaren Energien erforderlich sein werden.

Abbildung 2 zeigt, wie hoch die jährlichen weltweiten Investitionen in Stromnetze und neue Kapazitäten für erneuerbare Energien sein müssen, um das IEA-Szenario für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen. In diesem Szenario wird ein Großteil der erforderlichen Investitionen von Versorgungsunternehmen kommen müssen. Wir sind der Meinung, dass dies erhebliches Potenzial für Versorger schafft, das in den aktuellen Klimabilanzen (bei denen es sich im Wesentlichen um vergangenheitsbasierte Kennzahlen handelt) nicht erfasst wird.

Abbildung 2
Los requisitos de inversión siguen aumentando

Angesichts der vorstehend erwähnten Punkte haben Anleger unserer Meinung nach zwei Optionen: Entweder sie stoßen ihre Beteiligungen gänzlich ab und senden damit ein einmaliges Signal, oder sie investieren selektiv und bewirken damit Veränderungen bei diesen so wichtigen Akteuren, die sich auch positiv auf den allgemeinen Kampf gegen den Klimawandel auswirken können. Als researchorientierte aktive Investmentexperten sind wir davon überzeugt, dass wir gut aufgestellt sind, um die zweite Option zu verfolgen. Wenn wir Unternehmen beurteilen und in einen direkten Dialog mit ihnen treten, schließen wir Konzerne, die heute einen Teil ihres Strom aus Kohle erzeugen, nicht automatisch aus unseren Fonds aus. Stattdessen nutzen wir unsere Researcherkenntnisse, um uns ein besseres Verständnis des Trends und der zukünftigen Entwicklung der CO2-Bilanz eines Unternehmens zu verschaffen. Bevor wir in ein Unternehmen investieren, wollen wir sichergehen, dass es einen konkreten Plan zur drastischen Reduzierung seines CO2-Ausstoßes hat. Unter anderem untersuchen wir dazu, in welchem Ausmaß ein Unternehmen aktiv in erneuerbare Energien investiert, um seine Kohleabhängigkeit zu verringern. Außerdem wollen wir ermitteln, wie sehr sich die Lenkungs-/Kontrollausschüsse und das Management für das Erreichen der Dekarbonisierungsziele einsetzen. In gewisser Weise leisten diejenigen Unternehmen, die heute zwar auf Kohle angewiesen sind, aber am schnellsten in Alternativen zu fossilen Brennstoffen investieren, womöglich den größten Beitrag zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft. In vielen Fällen gehen fast ihre gesamten Investitionsausgaben in diese Richtung. 

Als aktive Investmentexperten möchten wir diesen Wandel weiter beschleunigen, indem wir auf Basis unserer Researcherkenntnisse einen aktiven Dialog mit diesen Unternehmen aufnehmen. Als kürzlich beispielsweise ein großer US-amerikanischer Stromversorger ankündigte, seinen CO2-Fußabdruck bis 2030 um 80% reduzieren zu wollen, haben wir mit dem Unternehmen Möglichkeiten diskutiert, wie sich ein noch ambitionierteres Ziel mit einer Verringerung um 90% erreichen ließe. In einem anderen Fall haben wir Kontakt zu einem großen europäischen Stromversorger aufgenommen, der aufgrund der Energiekrise die Nutzung seiner Kohlekraftwerke verstärken musste. Wir regten die Unternehmensleitung an, den geplanten Termin für die Stilllegung dieser Werke von 2038 auf 2030 vorzuziehen. 

Wir sind der Meinung, dass Versorgungsunternehmen, die von einer kohlenstoffreichen zu einer kohlenstoffarmen Stromerzeugung übergehen, in den nächsten zehn Jahren die höchsten potenziellen Renditen bieten werden, da die Energiewende zu höheren Wachstumsraten führen wird. Dadurch werden sie wiederum in der Lage sein, nachhaltigeres Anlegerkapital anzuziehen, was höhere Bewertungskennzahlen mit sich bringen könnte. 

Dieser strukturelle Wandel profitiert auch von der zunehmenden staatlichen Unterstützung. In der Europäischen Union werden die schon bald erforderlichen Offenlegungen im Rahmen der EU-Taxonomie diejenigen Unternehmen hervorheben, die den größten Teil ihrer Investitionen für das Erreichen der globalen Dekarbonisierungsziele einsetzen. Aus dieser Perspektive betrachtet gehen wir davon aus, dass der globale Versorgungssektor von einer positiveren Marktstimmung profitieren wird, als dies heute der Fall ist, da bislang ausschließlich rückwärtsgerichtete Kennzahlen zur CO2-Messung angesetzt werden.

Auch der kürzlich in den USA verabschiedete Inflation Reduction Act (IRA) wird sich unserer Meinung nach positiv auf die dortigen Versorgungsunternehmen auswirken, da die Steuervergünstigungen für erneuerbare Energien um zehn Jahre verlängert wurden, was die Kosten in diesem Bereich weiter senken und die Energiewende beschleunigen dürfte.

Fazit: Ein langfristiger, aktiver Ansatz kann eine wichtige Rolle spielen

Unserer Überzeugung nach lässt sich Klimaneutralität nicht ausschließlich dadurch erreichen, dass Engagements in Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß aufgegeben oder eingeschränkt werden. Vielmehr sind wir der Meinung, dass sich langfristig orientierte aktive Anleger besser auf diejenigen Versorger ausrichten können, die die Zukunft der Dekarbonisierung mitgestalten werden. Ein aktiver Dialog kann die Dekarbonisierungsbemühungen dieser Versorger beschleunigen, ohne dabei die Renditeerwartungen oder andere wirtschaftliche Ziele der Anleger zu beeinträchtigen. Indem sie Unternehmen bevorzugen, die in puncto Dekarbonisierung eine Vorreiterrolle innehaben, und sich gleichzeitig aktiv mit hierbei ins Hintertreffen geratenen Firmen auseinandersetzen, um diese zum Übernehmen von Best-Practice-Standards zu ermutigen, können Investoren unserer Meinung nach die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken in ihren Portfolios verringern. Gleichzeitig können sie damit das Wertschöpfungspotenzial erhöhen und dazu beitragen, die Dekarbonisierung der Gesamtwirtschaft spürbar voranzutreiben.

1 World Energy Investment 2022 | Quelle: Internationale Energieagentur | Juni 2022.

Experten

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Tom Levering

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, CFA

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