Einzigartige Perspektiven

Die Rendite einer Investition in die eigenen Mitarbeiter

Yolanda Courtines, CFA, Equity Portfolio Manager
Mark Mandel, CFA, Equity Portfolio Manager
2024-03-31
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert eines Investments kann gegenüber dem Zeitpunkt des ursprünglichen Investments steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Eine der Fragen, über die wir derzeit sehr häufig nachdenken, ist die folgende: Wie wirken sich die Arbeitnehmerbeziehungen eines Unternehmens auf seine Fähigkeit aus, sich für die Zukunft eine starke Wettbewerbsposition zu sichern? Die Strategie unseres Teams beruht auf der Überzeugung, dass Unternehmen, die einen ganzheitlichen Ansatz in Bezug auf Gesellschaft, Gewinn und Umwelt verfolgen, besser in der Lage sind, langfristig Mehrwert zu schaffen. Die Arbeitnehmer spielen in dieser Konstellation eine zentrale Rolle. Eine Kombination aus wirtschaftlicher Unsicherheit, hoher Inflation und einer komplizierten Arbeitsmarktdynamik kann es für Unternehmen aber schwieriger machen, sich gut um ihre Mitarbeiter zu kümmern. Wir sind jedoch der Meinung, dass die Fähigkeit eines Unternehmens, gerade unter diesen Umständen als attraktiver Arbeitgeber gesehen zu werden, ein noch wichtigerer potenzieller Indikator für die Nachhaltigkeit seines Erfolgs und die Dauerhaftigkeit seines Wertschöpfungspotenzials ist.

Die Bedeutung von Stewardship im heutigen Umfeld

Unser Glaube an die Wirksamkeit dieser Kombination – hohe Erträge und gute Stewardship-Standards – beruht auf zwei sich ergänzenden Überzeugungen. Erstens erwirtschaften Unternehmen mit einer starken Wettbewerbsposition durchgehend über ihren Kapitalkosten liegende Gewinne und erzielen im Laufe der Zeit attraktive Renditen. Zweitens stehen die Chancen für nachhaltigen Erfolg noch besser, wenn diese Unternehmen gute Stewardship-Praktiken anwenden, indem sie einen langfristigen und verantwortungsvollen Ansatz verfolgen, der alle ihre Stakeholder berücksichtigt.  

Stewardship wird oft als Triebkraft für langfristig nachhaltige Erträge angeführt. Was dieses Thema in der gegenwärtigen Situation besonders interessant macht, ist die Tatsache, dass es Unternehmen helfen kann, sich auf ein neues makroökonomisches Umfeld einzustellen und darin erfolgreich zu sein. Wie unsere Makrostrategen festgestellt haben, erwarten wir für die Zukunft eine höhere und volatilere Inflation, höhere Zinsen und eine stärkere Zyklizität. Die Unternehmen werden sich auf ein schwierigeres wirtschaftliches Umfeld und eine stärker fragmentierte Welt einstellen müssen. Der Druck auf die Lieferketten wird voraussichtlich anhalten und könnte durch geopolitische Unsicherheiten und die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels noch verstärkt werden. Frei nach Warren Buffett: Ein weniger erfreuliches makroökonomisches Umfeld wird es gut geführten Unternehmen leichter machen, sich von der Masse abzuheben. Die führenden Unternehmen der Zukunft werden sich durch ihre Fähigkeit auszeichnen, sich an Herausforderungen anzupassen – unabhängig von Sektor oder Region und unter den verschiedensten Marktbedingungen. Im Nachgang der Pandemie konnten wir beobachten, wie sich Unternehmen mit starken Stewardship-Qualitäten differenzieren konnten, indem sie ihre Lieferketten stärkten, um sie widerstandsfähiger und zuverlässiger zu machen. In jüngster Zeit haben wir festgestellt, dass der Druck auf Manager zunimmt, sich anzupassen und auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zu reagieren. Wir gehen davon aus, dass die Veränderungen der Arbeitsmarktdynamik eher auf strukturelle als auf zyklische Kräfte zurückzuführen sind und dass die Unternehmen noch für längere Zeit einen Aufwärtsdruck auf die Löhne verspüren werden. 

Weshalb Arbeitskräfte gerade jetzt so wichtig sind

Wir glauben, dass der Faktor Arbeit ein wichtiges, langfristiges Anlagethema sein wird und ein gutes Beispiel dafür liefert, wie ein ESG-Faktor einen erheblichen Einfluss auf langfristige Finanzerträge haben kann. In den letzten drei Jahrzehnten haben Kapitalgeber deutlich mehr verdient als Arbeitnehmer. Aus unserer Sicht beginnt sich dieses Kräfteverhältnis allmählich zu verschieben. Eine Reihe von Faktoren wie etwa der demografische Wandel, Einwanderungsbeschränkungen, COVID-19, die Mobilität der Arbeitskräfte und die Deglobalisierung haben zu einem Rückgang des Arbeitskräfteangebots beigetragen. Dies hat die Kosten in die Höhe getrieben und den Arbeitnehmern mehr Macht gegeben, um höhere Löhne oder Änderungen der Arbeitsbedingungen zu fordern. Wir vermuten, dass es mehr als einen traditionellen Lohnzyklus braucht, um ein Gleichgewicht zwischen Kapital und Arbeit zu erreichen; hierbei handelt es sich um einen langfristigen Trend, und Arbeitskräfte werden für Arbeitgeber teurer bleiben.

Wie werden sich gute Arbeitgeber von der Masse abheben? 

Attraktive Arbeitgeber werden sich dadurch auszeichnen, dass sie proaktiv und wohlüberlegt in ihre Mitarbeiter investieren. Diese Unternehmen werden wahrscheinlich die Früchte ihrer Bemühungen in Form von Mitarbeiterengagement und Produktivität ernten und ihren Ruf bei Kunden, Lieferanten und anderen Stakeholdern stärken. Wettbewerbsfähige Gehälter sind zwar wichtig, aber nur der erste Schritt. Auch die Optimierung von Lohnnebenleistungen wie Altersvorsorge, Gesundheitsvorsorge, flexible Arbeitsbedingungen oder Urlaubstage kann einem Unternehmen helfen, sich von seinen Mitbewerbern abzuheben. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs um Talente kann die Entwicklung eines innovativen Ansatzes zum Identifizieren und Einstellen von Fachkräften, insbesondere auf der Einstiegsebene, Vorteile bringen.

Heute werden Unternehmen auch danach beurteilt, ob sie in der Lage sind, geschlechts- und herkunftsspezifische Lohnunterschiede abzubauen und insgesamt für eine gerechtere Entlohnung ihrer Beschäftigten zu sorgen. Unternehmen, die als transparenter und fairer wahrgenommen werden, könnten bei der Einstellung und Bindung von Mitarbeitern einen Vorteil genießen.   

Viele dieser Trends haben mittel- bis langfristigen Charakter. Wir sind jedoch der Ansicht, dass engagierte Investmentexperten in einer guten Position sind, um zwischen Unternehmen zu unterscheiden, die wirklich in ihre Mitarbeiter investieren, und solchen, die die Löhne nur erhöhen, um kurzfristig die Inflation auszugleichen. Treffen, Besuche vor Ort und ein Dialog mit der Geschäftsführung können wertvolle Berührungspunkte sein, die zeigen, ob ein Unternehmen einen guten Draht zu seinen Beschäftigten hat und aktiv Innovationen vorantreibt, um neuen Arbeitstrends Rechnung zu tragen. 

Wie aus kurzfristigen Gewinnern die Marktführer von morgen werden

Ein Unternehmen, das sich die Wertschätzung seiner Mitarbeiter auf die Fahnen geschrieben hat, wird höchstwahrscheinlich bei weichen, aber bedeutungsvollen Messgrößen wie dem Mitarbeiterengagement besser abschneiden. Darüber hinaus ergeben sich daraus handfeste Vorteile, die sich direkt auf die Gewinnsituation eines Unternehmens auswirken. In vielen Unternehmen sind die Personalkosten der größte oder zweitgrößte Kostenfaktor. Jeglicher Fortschritt bei der Erhöhung der Mitarbeiterbindung und der Senkung der Einstellungs- und Ausbildungskosten verbessert unmittelbar die Rentabilität und trägt dazu bei, die Grundlage für langfristigen Erfolg zu schaffen.

Der Erfolg in diesem Bereich muss jedoch gegen die Kosten für andere Stakeholder und die Fähigkeit abgewogen werden, einen nachhaltigen und langfristigen Shareholder Value zu gewährleisten. Wir sind davon überzeugt, dass Unternehmen, denen es gelingt, dieses mehrdimensionale Puzzle zu lösen, gute Chancen haben, zu den Marktführern der Zukunft zu gehören.

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