Einzigartige Perspektiven

Anlegerperspektive: drei grundlegende Entscheidungen zu EM-Aktien

Natasha Brook-Walters, Co-Head, Investment Strategy
2024-03-31
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen des Autors bzw. der Autorin zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert eines Investments kann gegenüber dem Zeitpunkt des ursprünglichen Investments steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Nach einem schwierigen Jahr 2022 scheinen sich die Aussichten für Aktien der Emerging Markets (EM) endlich zu verbessern. Auch wenn einige der Herausforderungen bestehen bleiben dürften, deuten die niedrigeren relativen Bewertungen, die Abschwächung des US-Dollar und eine Reihe sich verbessernder Wirtschaftsindikatoren unserer Meinung nach darauf hin, dass sich die Rahmenbedingungen verbessern dürften. Eine breitere wirtschaftliche Perspektive macht deutlich, dass sich das Umfeld grundlegend verändert. Nachdem die Zentralbanken in den letzten Jahren für Stabilität gesorgt haben, beginnt nun eine Zeit, die von erhöhter Volatilität und größeren wirtschaftlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern geprägt sein wird. Dies dürfte zu einer stärkeren Differenzierung bei der Bewertung von Vermögenswerten führen und damit möglicherweise attraktive Anlagechancen eröffnen. 

Vor diesem Hintergrund möchte ich im Folgenden die Einschätzungen von iStrat (der Gruppe für Investmentstrategien und -lösungen bei Wellington) zu drei zentralen Entscheidungen vorstellen, über die Anleger in Bezug auf EM-Aktien nachdenken sollten. Dabei geht es um die Rolle eines aktiven Managements, den Aufbau des EM-Portfolios und die Nutzung thematischer Ansätze, um von strukturellen Trends in den Emerging Markets zu profitieren.  

1. Was spricht für ein aktives Management in den Emerging Markets?

Die Anleger, mit denen wir sprechen, denken immer weniger in Kategorien wie „aktiv oder passiv“. Stattdessen entscheiden sie differenzierter, wofür sie ihre Gebühren ausgeben und wie sie passive, faktorbasierte und aktive Investmentansätze kombinieren können. Unserer Meinung nach sollten Allokationsentscheidungen auf einer Reihe von Faktoren beruhen, einschließlich des Ausmaßes, in dem Marktineffizienzen Chancen für eine Outperformance durch aktive Manager schaffen können. Dass die Emerging Markets zu den ineffizientesten Märkten zählen, wird seit langem angenommen und wird durch die Untersuchungen unseres Fundamental Factor Teams bestätigt (Abbildung 1). Eine weitere mögliche Quelle von Ineffizienzen ist die Tatsache, dass die Corporate-Governance-Standards in den einzelnen Emerging Markets sehr unterschiedlich sind. Aktive Anlagestrategien, die eine genauere Untersuchung dieser Aspekte ermöglichen, können im Laufe der Zeit einen Mehrwert schaffen.

Abbildung 1
Eine Scorecard zur Marktezienz

Außerdem sind wir der Meinung, dass die Entscheidung zwischen aktiv und passiv sorgfältig auf die Ziele des Anlegers abgestimmt werden sollte. In diesem Zusammenhang gibt es unseres Erachtens einige überzeugende Argumente, die dafür sprechen, ein Portfolio vollständig oder zu weiten Teilen in aktive Strategien zu investieren. Dazu gehört beispielweise die Tatsache, dass EM-Indizes in der Regel vergangenheitsbasiert sind und Länder- oder Sektorengagements aufweisen können, die nicht den Zielen eines Anlegers entsprechen. Hinzu kommt, dass die Kosten für passive Anlagen in den Emerging Markets im Vergleich zu den Industrieländern relativ hoch sind.

2. Wie sollte sich der Aufbau eines EM-Portfolios weiterentwickeln?

Unsere Gespräche mit Anlegern haben außerdem gezeigt, dass die Richtlinien für EM-Portfolios nicht immer mit der aktuellen Entwicklung Schritt gehalten haben, nicht zuletzt aufgrund des starken Wachstums des Universums aus EM-Strategien. Unser Multi-Asset-Team hat ein Rahmenkonzept entwickelt, das vor dem Hintergrund der heute verfügbaren breiteren Palette von Umsetzungsansätzen für die Strukturierung von EM-Aktienportfolios genutzt werden kann. Wie in Abbildung 2 dargestellt, teilt das Team EM-Strategien in drei Kategorien ein: EM 1.0 (passiv), EM 2.0 (traditionelle Allokationen, aktiv) und EM 3.0 (differenziert, aktiv).

Abbildung 2
Drei Ansätze für Anlagen in EM-Aktien

Auf Basis der vorstehend beschriebenen Arbeit unseres Fundamental Factor Teams zum Thema Markteffizienz sind unsere Multi-Asset-Strategen nicht davon überzeugt, dass sich EM 1.0, also passive EM-Aktienstrategien, im aktuellen Umfeld auszahlen. Vielmehr deuten ihre Analysen darauf hin, dass sich EM 2.0-Strategien und EM 3.0-Strategien gegenseitig ergänzen können. EM 3.0-Strategien können potenziell dazu beitragen, die Erträge zu verbessern und gleichzeitig die Gesamtvolatilität des Portfolios zu verringern – in bestimmten Fällen, weil sie weniger stark vom Konjunkturzyklus abhängen als breite EM-Indizes. Beispiele für EM 3.0-Strategien sind Strategien mit hohem Tracking-Risiko, regionale oder länderspezifische Strategien und Frontier-Markets-Strategien. 

3. Was macht thematische Anlagen in EM-Aktien interessant?

Thematische Strategien können sich gut für den vorstehend beschriebenen Aufbau eines EM-Portfolios eignen. Sie können strukturelle Trends, die das Anlageuniversum prägen, aufgreifen, ohne dabei den Beschränkungen rückwärtsgerichteter Benchmarks zu unterliegen. Unserer Erfahrung nach kann ein thematischer Ansatz für EM-Anlagen dazu beitragen, das Risiko eines Portfolios zu diversifizieren. Auf die Finanz- und IT-Sektoren entfallen heute etwa 50% des Risikos im MSCI-Referenzindex für die Emerging Markets, da diese Benchmarks in der Regel vergangenheitsbasiert sind, weshalb besonders Unternehmen profitieren, die in der Vergangenheit zu den Gewinnern gehörten. Investitionen in Zukunftsthemen können zu einem ausgewogeneren Risikoprofil beitragen, indem die Risiken auf verschiedene Themen verteilt werden. Dadurch kann das Potenzial für risikoadjustierte Erträge erhöht und der Schutz vor Verlusten verbessert werden. Thematische Anlagen können auch dazu beitragen, dass ein Portfolio weniger von hohem Wirtschaftswachstum abhängig ist, um attraktive Erträge zu erzielen. Angesichts der Unsicherheiten des derzeitigen makroökonomischen Umfelds, in dem wir eine stärkere und volatilere Zyklizität erwarten, erscheint ein solcher Ansatz umso interessanter. 

Unser auf thematische Investments spezialisiertes Team hat eine breite Palette struktureller Trends identifiziert, die nach unserer Überzeugung Innovationen fördern und zu grundlegenden Veränderungen in der Weltwirtschaft führen werden. Daraus ergeben sich attraktive Chancen für thematische Anlagen. In seinem jüngsten Update stellt das Team mehrere Bereiche vor, die es derzeit untersucht. Dazu gehören untere anderem: 

Soziale Einbindung – Das Team formuliert es so: „Nachdem die Rentabilität des Faktors Arbeit in den letzten 30 Jahren in den verschiedenen Volkswirtschaften gesunken war, hat nun eine Gegenbewegung eingesetzt.“ Der Übergang zu einem integrativeren Wirtschaftsmodell wird Jahre dauern. Das Team ist jedoch davon überzeugt, dass eine stärkere Umverteilung des Wohlstands, progressivere Einkommensteuern, höhere Sozialausgaben und andere Veränderungen folgen werden. Davon werden Unternehmen profitieren, die diesen Wandel vorantreiben und daraus Nutzen ziehen. Zu den Themenbereichen, die davon profitieren dürften, zählen Bereiche wie finanzielle Einbindung, Gesundheitsversorgung und gesellschaftliche Emanzipation.

Klimaneutralität – Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die Klimaneutralität zu einem geopolitischen Thema gemacht. Die Kosten für den Übergang zu einer klimaneutralen Welt sind dadurch zwar gestiegen, dasselbe gilt aber auch für die Dringlichkeit, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Gründen der nationalen Sicherheit zu verringern. Davon dürften unter anderem die Themenbereiche Umweltbewusstsein und Energieeffizienz profitieren.

Wirtschaftlicher Nationalismus – Der Übergang zu einer multipolaren Weltordnung schreitet voran, wobei China eine immer größere Rolle spielt. Das Team rechnet mit einer Verlagerung der Triebkräfte, die die Zeit seit Ende des Kalten Krieges geprägt haben: Deglobalisierung statt fortgesetzter globaler Integration, Institutionalisierung konkurrierender Machtzentren statt geopolitischer Stabilität, und eine Politik, die auf ein breiteres nationales Sicherheitskonzept ausgerichtet ist, anstatt sich ausschließlich auf die wirtschaftliche Entwicklung zu konzentrieren. Von dieser Entwicklungen dürften unter anderem die Themenbereiche intelligente Daten (Smart Data), Automatisierung und Robotik sowie digitale Infrastruktur profitieren.

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