Destination Diversifikation – ist Ihr Anleihenportfolio startklar?

Tobias Ripka, CFA, Investment Director
Campe Goodman, CFA, Fixed Income Portfolio Manager
5 Min. Lesezeit
2025-09-30
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen des Autoren bzw. der Autorin zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger. Diese Kommunikation dient lediglich Informationszwecken und ist nicht als aktuelle oder vergangene Empfehlung zu verstehen. Darüber hinaus ist sie nicht als Anlageberatung oder Angebot zum Verkauf oder Aufforderung zum Kauf von Anteilen oder anderen Wertpapieren gedacht. Die in der Vergangenheit erzielten Ergebnisse sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Entwicklung. Zukunftsgerichtete Aussagen sollten nicht als Garantie oder Vorhersage zukünftiger Ereignisse betrachtet werden.

Kernaussagen

  • Wir sind der Meinung, dass eine diversifizierte Allokation in Anleihen inzwischen wieder Stabilität in ein Portfolio bringen kann.
  • Ein globaler Ansatz und das Ausloten von Chancen in den Emerging Markets (EM) können ein besseres Risiko-Rendite-Potenzial bieten.
  • Impact-Anleihen können eine noch relativ unerschlossene Ertrags- und Portfoliodiversifizierungsquelle darstellen. 

Das neue Wirtschaftsumfeld mit höherer Inflation, größerer Volatilität und stärkerer Differenzierung zwischen Ländern, Sektoren und Emittenten erfordert einen differenzierten Ansatz beim Aufbau gut diversifizierter Rentenportfolios. Dies erfordert auch, dass Anleger Annahmen wie die folgenden infrage stellen. 

Früher dienten festverzinsliche Wertpapiere dazu, Stabilität in ein Portfolio zu bringen. Im Jahr 2022 hat sich dies jedoch geändert. Sind Anleihen lediglich zu einer weiteren Quelle von Volatilität geworden? 

Die Jahre 2022 und 2023 waren für Rentenanleger besonders schwierig, machen aber Sinn, wenn man sie als Endpunkt eines 40-jährigen Bullenmarkts für festverzinsliche Wertpapiere betrachtet. Unseres Erachtens war die ungewöhnliche Phase nicht die Verkaufswelle im Jahr 2022, sondern der Zeitraum zwischen 2008 und 2022, als die Anleiherenditen aufgrund der Bemühungen der Zentralbanken, die Deflation einzudämmen, immer weiter sanken. 

Mit der Rückkehr der Inflation können Anleihen nun wieder ihre traditionelle Funktion in einem Portfolio einnehmen: Inzwischen stellen sie wieder eine stabile Quelle regelmäßiger Einkünfte dar und bieten einen Verlustschutz und Diversifizierungsvorteile. Trotz ihrer schwächeren Wertentwicklung in Zeiten rasch steigender Zinsen haben sich Anleihen langfristig als wichtiges Instrument zur Portfoliodiversifizierung erwiesen.

Darüber hinaus sind die Ausfälle seit 2022 gestiegen, als höhere Zinssätze allmählich zu höheren Kreditkosten für Unternehmen führten. Allerdings hat dies den Unternehmen weniger geschadet, als viele Investmentexperten erwartet hatten. Wir gehen daher davon aus, dass die Ausfallraten deutlich niedriger ausfallen werden als in früheren Straffungszyklen der Zentralbanken, und wir sehen keinen offensichtlichen Grund, warum es angesichts der soliden Unternehmensbilanzen zu einem signifikanten Ausfallzyklus kommen sollte.

Die Renditen in Europa sind attraktiv. Lohnt es sich für europäische Anleger da überhaupt, global zu investieren? 

Dieses neue makroökonomische Umfeld wird wahrscheinlich kürzere und ausgeprägtere Zyklen und ein häufigeres Auftreten idiosynkratischer Risiken mit sich bringen, sei es in Bezug auf Länder, Sektoren oder einzelne Emittenten. Angesichts der zunehmenden Unterschiede bei der Wirtschaftsleistung und der Geldpolitik sind wir der Ansicht, dass eine globale Ausrichtung Anlegern dabei helfen kann, Chancen in einem uneinheitlichen globalen politischen Umfeld zu nutzen. Darüber hinaus bietet sich ihnen auf diese Weise die Möglichkeit, von der anhaltenden Volatilität zu profitieren, anstatt sich ihr möglichst zu entziehen.  

Es ist auch zu beachten, dass bestimmte Untergruppen des Anleiheuniversums sehr konzentriert sein können, wenn sich die Implementierung auf Euro beschränkt, was bedeutet, dass Diversifizierung noch wichtiger wird, um das Alpha-Potenzial zu erhöhen und das Konzentrationsrisiko zu verringern. Abbildung 1 veranschaulicht die Vorteile einer globalen Diversifizierung von Credit-Anlagen angesichts der unterschiedlichen Sektorzusammensetzung der Märkte für USD-, EUR- und GBP-Unternehmensanleihen. Ein globaler Ansatz bietet Anlegern nicht nur Zugang zu einem wesentlich größeren Kapital-Pool, sondern verringert auch das Risiko einer übermäßigen Konzentration auf einzelne Sektoren. Insbesondere Finanztitel machen einen weitaus größeren Teil der GBP- und EUR-Märkte aus. Aktive Anleger können diese Diversifizierung auch noch auf Einzelemittentenebene vorantreiben.

Abbildung 1
Militärausgaben weltweit

Im High-Yield-Segment kann eine regionale Diversifizierung weitere potenzielle Vorteile bieten. Insbesondere sind wir der Meinung, dass der europäische High-Yield-Markt im Vergleich zu den USA eine höhere Qualität bietet. Diese höhere Qualität geht derzeit mit attraktiveren Bewertungen einher, was die größere wirtschaftliche Unsicherheit widerspiegelt, aber auch erhebliche Chancen für ein aktives Management und eine solide Fundamentalanalyse bietet, die entscheidend ist, um die Gewinner von den Verlierern zu trennen.

Vor allem aber sind wir davon überzeugt, dass in einem unsicheren Marktumfeld ein flexibler und proaktiver Ansatz entscheidend ist. Eine dynamische Rotation über ein breit gefächertes Anlageuniversum von Rentensektoren bietet das Potenzial, höhere risikobereinigte Erträge mit geringerer Volatilität als Aktien zu erzielen. 

EM-Anleihen erscheinen attraktiv, aber sind sie nicht zu volatil?  

EM-Anleihen können eine attraktive Ertragsquelle und ein wichtiger Diversifikationsfaktor sein – insbesondere aus Sicht eines Anlegers aus einem Industriestaat. Sie unterliegen jedoch auch zyklischen Schwankungen und weisen Phasen erhöhter Volatilität auf. Derzeit sehen wir mehr Chancen als Risiken. In den letzten, schwierigeren Jahren haben sich die Emerging Markets trotz ungünstiger makroökonomischer Rahmenbedingungen als widerstandsfähig erwiesen. Nach den aggressiven Zinserhöhungen vieler EM-Länder als Reaktion auf die steigende Inflation sind die lokalen Zinsen in den meisten Ländern nach wie vor hoch – in einigen immer noch im zweistelligen Bereich – und bieten damit deutlich mehr Spielraum für Zinssenkungen als in den Industrieländern. Wir haben bereits erste Zinssenkungen in EM-Ländern gesehen, aber der Lockerungszyklus steht erst am Anfang. Die hohe Streuung kann große Chancen für eine aktive Länderauswahl und eine lokale Durations- oder Währungspositionierung bieten. Unterdessen sind die Fundamentaldaten der Unternehmen auf hohem Niveau stabil.

Auf Impact-Anleihen ausgerichtete Fonds können ein guter Weg sein, um positive Veränderungen voranzutreiben. Aber lassen sich damit auch attraktive Erträge erwirtschaften? 

Bei Rentenanlagen konzentriert sich die Wertpapieranalyse traditionell auf Finanzkennzahlen. Wir sind jedoch der Ansicht, dass die Impact-Analyse eine hervorragende Ergänzung sein kann, indem sie zusätzliche Ebenen von Risiken und Chancen aufzeigt, die bei einer herkömmlichen Analyse möglicherweise übersehen werden. 

Die Anwendung einer Impact-Perspektive erfordert eine gründliche Prüfung der Produkte und Dienstleistungen eines Emittenten – nicht nur, um zu beurteilen, wie das Angebot des Emittenten den Endnutzern zugutekommt, sondern auch um alle Risiken zu identifizieren, die den Gesamtbeitrag für Gesellschaft und Umwelt schmälern und indirekt das Geschäftsmodell des Emittenten gefährden könnten. Die Beurteilung der Fähigkeit eines Emittenten, langfristig eine positive Wirkung zu erzielen, erfordert auch eine eingehende Analyse seiner Geschäftstätigkeit und Unternehmensführung, der allgemeinen Dynamik der Märkte und demografischen Gruppen, die er versorgt, sowie etwaiger struktureller Positivfaktoren oder Herausforderungen, die sein längerfristiges Wirkungspotenzial beeinträchtigen könnten.

Wir sind der Ansicht, dass alles, was Portfoliomanager tun können, um die Chancen und Risiken eines Emittenten besser zu verstehen – und dabei möglichst viele Blickwinkel zu nutzen –, in wirtschaftlich unsicheren Zeiten dazu beitragen kann, das Potenzial für langfristige Zusatzerträge durch die Titelauswahl zu erhöhen. Darüber hinaus kann der differenzierte Ansatz, den die Impact-Perspektive bietet, zur allgemeinen Diversifizierung eines Portfolios beitragen.

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Tobias Ripka

, CFA

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