Angesichts dieser Marktdynamik ist es, zunehmend wichtig geworden, das Risiko einer volatilen Zinsentwicklung zu mindern und gleichzeitig die Chancen möglichst zu nutzen, die sich aus der schwankenden Performance des US-Credit-Sektors im Vergleich zu US-Staatsanleihen ergeben. Meiner Meinung nach ist eine Umschichtung zwischen US-Credit-Sektoren und US-Staatsanleihen je nach Entwicklung der Bewertungen eine potenziell attraktive Möglichkeit zur Bewältigung dieses Umfelds.
Anpassung an verbesserte US-Konjunkturaussichten
Der Ausblick für die US-Wirtschaft zeigt einige Lichtblicke. Unter anderem aufgrund der relativ soliden Vermögenslage der privaten Haushalte, die im Allgemeinen nicht übermäßig zinssensitiv ist, ist eine Verlangsamung durch einen Rückgang der Konsumausgaben weniger wahrscheinlich. Ich sehe daher nur ein begrenztes Abwärtsrisiko für die Spreads von Investment-Grade-Unternehmensanleihen und gehe davon aus, dass sich die Spreads noch einige Zeit in diesem engen Bereich bewegen werden.
Konkret spiegelt die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen das vorsichtige Vorgehen vieler US-Unternehmen in den letzten Jahren wider. Diese Entwicklung setzte während der Pandemie ein, als Unternehmen – als eine Art „Versicherungspolice“ – Schulden aufnahmen und die Liquidität in ihre Bilanzen erhöhten. Als sich die Wirtschaft im Jahr 2021 schneller als erwartet erholte, beschlossen sie, diese Verbindlichkeiten wieder abzubauen. Noch bevor sich 2022 die Möglichkeit einer erneuten Erhöhung des Fremdkapitals in dieser späten Zyklusphase bot, begann die US-Notenbank, die Zinsen zu erhöhen, was die Unternehmen dazu veranlasste, ihre Ausgaben oder Dividenden zu kürzen, um ihre Bilanzen weiter zu schützen. Das Ergebnis ist nun meines Erachtens eine robuste Bonitätslage.
Weniger attraktiv sind dagegen die Bewertungen von US-High Yield-Anleihen mit einem Rating von BB, deren Spread knapp über 1,5% liegt.2 Dennoch sehen wir attraktive Chancen in bestimmten Marktsegmenten, insbesondere im Energiesektor, im globalen Bankensektor und bei einigen Versorgern, wo die Bewertungen weiterhin grundlegende strukturelle Veränderungen widerspiegeln.
Meiner Meinung nach erfordert die heutige Investmentlandschaft einen flexiblen und dynamischen Ansatz bei der Positionierung im Credit-Bereich. Insbesondere die Aufrechterhaltung eines größeren Liquiditätspolsters bei engen Spreads bietet Anlegern die Möglichkeit, bei sinkenden Kursen zu kaufen, wenn die Spreads vergleichsweise attraktiver sind.
Bereit für Bewertungskorrekturen der Märkte
Um davon zu profitieren, ist es wichtig, in den verschiedenen Sektoren selektiv vorzugehen. Ich bevorzuge Emittenten mit soliden Bilanzen und positiven Fundamentaldaten und suche dann nach einer Wertpapierstruktur, die im Verhältnis zum Verlustrisiko einen Kapitalzuwachs erwarten lässt.
Bei Anwendung dieses Ansatzes erscheinen viele Teile des US-Finanzsektors derzeit attraktiv und sind im Vergleich zum Markt auf historischer Basis günstig. Ebenso investiere ich lieber in große US-Banken, die einen hohen Verschuldungsgrad aufweisen und daher als potenziell „riskanter“ gelten, als beispielsweise in einen US-Industrietitel mit niedrigerem Rating. Dagegen halte ich eine 30-jährige Unternehmensanleihe mit hoher Kreditqualität für weniger attraktiv, da das Angebot in diesem Marktsegment sehr knapp ist und die Spreads entsprechend eng sind.
Robuste und stabile Ergebnisse erzielen
Das aktuell volatilere Umfeld erinnert uns daran, dass Anleger das Marktumfeld nicht vorhersagen können. Sie können jedoch den Prozess steuern, indem sie einen belastbaren und konsistenten Rahmen für die fortlaufende Bewertung der Auf- und Abwärtsrisiken jeder Entscheidung und jeder möglichen Preisentwicklung schaffen.
Auf diese Weise können Anleger versuchen, einen weniger vom Marktumfeld abhängigen Gesamtertrag zu erzielen und mit ihrer Allokation in Credit-Anlagen verschiedene Ziele zu erreichen, zum Beispiel:
- Zur Steigerung oder Diversifizierung der Erträge von Durations-/Liability-Matching-Positionen innerhalb einer wachstumsorientierten Rentenallokation.
- Als taktische Ergänzung zu einer Rentenkernallokation und zu Allokationen mit Fokus auf regelmäßigen Einkünften oder Unternehmensanleihen.
- Als ertragssteigernder Ersatz für eine Allokation in Unternehmensanleihen im mittleren Laufzeitensegment.
Ich bin insbesondere der Meinung, dass ein dynamischer und flexibler Ansatz für Credit-Anlagen, bei dem die Bandbreite möglicher Ergebnisse auf der Grundlage von erwarteten Veränderungen der Zinssätze, der Credit-Spreads und des breiteren wirtschaftlichen Umfelds bewertet wird, das Potenzial bietet, in einer Reihe unterschiedlicher Marktumfelder attraktive Gesamterträge zu erzielen.