An anderer Stelle macht die Umfrage deutlich, dass die Befragten davon ausgehen, dass die Inflations- und Wachstumsmuster künftig strukturell anders geartet sein dürften. Dies erklärt vielleicht, weshalb sie annehmen, dass die Renditen japanischer Staatsanleihen die Konsenserwartungen übertreffen werden. Eine bemerkenswerte Veränderung: Der Überzeugungsgrad der Teilnehmer im Hinblick auf Emerging-Markets-Aktien ist deutlich gestiegen. Inzwischen rechnen sie mehrheitlich damit, dass diese die Performance von US-Aktien (gemessen am S&P 500 Index) in US-Dollar übertreffen werden. Auch die Aussichten für chinesische High-Yield-Anleihen schätzen die Anlageexperten von Wellington nach der Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft deutlich positiver ein.
„Superforecasting“ in der Praxis
Wir führen unsere regelmäßige Makroumfrage nun schon seit sieben Jahren durch. Erfreulicherweise hat die im Rahmen dieser Umfrage erfasste kollektive Weisheit von Wellington bisher eine gute Trefferquote bei den Prognosen sowie ansehnliche Brier-Scores erzielt (diese messen die Genauigkeit von Wahrscheinlichkeitsvorhersagen).
Die Idee zu dieser Umfrage entstand aus einem Gespräch, das drei unserer Makro-Strategen vor mehr als sechs Jahren über das Buch Superforecasting von Philip Tetlock und Dan Gardner hatten. Tetlock und Gardner vertreten die Ansicht, dass es sich bei der Erstellung von Prognosen um eine Kompetenz handelt, die verbessert werden kann. Wir waren der Meinung, dass diese Theorie bei Wellington in der Praxis gut funktionieren könnte, da die Unternehmenskultur stark auf Zusammenarbeit ausgerichtet ist. Ziel dabei war es, unsere kollektiven und individuellen Prognosefähigkeiten zu schärfen, unseren internen Dialog über Investmentfragen zu stärken, aufzuzeigen, wo unsere Ansichten vom Marktkonsens abweichen, und zu ermitteln, wie sie sich im Laufe der Zeit verändern. Die daraus hervorgegangene interne Umfrage erfasst die anonymen Antworten von makroorientierten Anlageexperten aus sämtlichen Fachbereichen, Anlageklassen und Standorten. Wie die Fragen formuliert werden, ist wichtig. Soweit möglich, sollten unsere Fragen präzise, zeitgebunden, messbar und probabilistisch sein. Außerdem sollte es möglich sein, sie von Quartal zu Quartal fortzuschreiben, damit wir im Laufe der Zeit einen ergiebigeren Datensatz erhalten. Wie die Ergebnisse der in diesem Quartal durchgeführten Umfrage zur Risikostimmung belegen, können die Ergebnisse aufzeigen, wo die Ansichten unseres Unternehmens von den Konsenseinschätzungen abweichen. Darüber hinaus können sie wichtige Veränderungen in unserer kollektiven Denkweise deutlich machen.