Sind die Argumente für eine strukturell höhere Inflation weiterhin gültig?

Alex King, CFA, Investment Strategy Analyst
Nick Samouilhan, PhD, CFA, FRM, Multi-Asset Strategist
2024-05-31
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert eines Investments kann gegenüber dem Zeitpunkt des ursprünglichen Investments steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Kurzfristig könnten die Zentralbanken den Kampf gegen schnell steigende Preise durchaus gewinnen, aber auf längere Sicht wird die Inflation unserer Meinung nach ein härterer Gegner sein, als manche erwarten. Vor diesem Hintergrund sollten Anleger nach Möglichkeiten Ausschau halten, ihre Inflationsabsicherung zu stärken. 

Flexible gegen hartnäckige Inflation

Die Inflation dürfte sich in den kommenden Monaten gegenüber den extremen Spitzenwerten des vergangenen Jahres abschwächen. Dies ist auf die verzögerten Auswirkungen einer Straffung der Geldpolitik und ein schwierigeres Kreditumfeld aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Kreditvergabe und der Liquidität der Banken zurückzuführen. In einigen der variableren Bereiche des Verbraucherpreisindex ist bereits ein Rückgang der Inflation zu beobachten, wie der Flexible Price CPI der Federal Reserve Bank of Atlanta zeigt. Dieser Index umfasst die Preise für Lebensmittel, Autos, Bekleidung und andere Waren und Dienstleistungen, die schneller auf Veränderungen des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds oder den Grad der Überkapazitäten in der Wirtschaft reagieren (hellblaue Linie in Abbildung 1).

Längerfristig betrachtet gehen wir jedoch davon aus, dass die Inflation in den nächsten zehn Jahren höher sein wird als in den vergangenen zehn Jahren. In der Tat scheint sich die „hartnäckige Inflation“ trotz des Rückgangs der flexiblen Inflation verfestigt zu haben, wie der so genannte „Sticky Price CPI“ (dunkelblaue Linie in Abbildung 1) zeigt. Dieser Index bildet zahlreiche Dienstleistungskategorien wie medizinische Dienste, Bildung und Pflege sowie die meisten Wohnungskategorien ab – Kategorien des Verbraucherpreisindex, die sich im Laufe der Zeit normalerweise eher langsam verändern.

Abbildung 1
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Triebkräfte des Wandels

Wir sehen eine Reihe von Gründen, die eine strukturell höhere Inflation erwarten lassen: 

  • Weniger Entlastung durch billige Arbeitskräfte: Im letzten Zyklus wurde das Lohnwachstum teilweise durch eine massive Ausweitung des weltweiten Arbeitskräfteangebots, insbesondere in China, gedämpft. Dieser Trend ist weitgehend zum Stillstand gekommen, da es keinen eindeutigen Ersatz für die relativ niedrig bezahlten chinesischen Arbeitskräfte gibt. 
  • Deglobalisierung und zunehmendes Onshoring: Da die Länder ihre Lieferketten überdenken, um das Risiko von Versorgungsengpässen sowie geopolitische Risiken zu verringern, werden Unternehmen in einigen Fällen bereit sein, an Orten zu produzieren, an denen dies weniger effizient ist – eine Maßnahme, die von Natur aus inflationär ist. 
  • Höhere Ausgaben der öffentlichen Hand: Die Pandemie hat zu einem enormen Anstieg der öffentlichen Ausgaben geführt, der wahrscheinlich nicht auf einen Schlag zurückgeführt werden kann und der ohne ausgleichende Faktoren den Inflationsdruck erhöhen wird. 
  • Knappes Angebot an Rohstoffen: In den letzten zehn Jahren wurde zu wenig in die Rohstoffversorgung investiert. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, da die Anleger in Bezug auf den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft und die damit verbundene Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Nachfrage nach Energie und anderen Rohstoffen besorgt sind. 
  • Die Energiewende: Der Übergang zu einer weniger CO2-intensiven Wirtschaft wird erhebliche Investitionen in neue Energiequellen erfordern.

Implikationen für Anleger

Für Anleger, die mit unserer Inflationsprognose übereinstimmen, gibt es unseres Erachtens eine Reihe von Anlageideen, die durchaus eine Überlegung wert sind:

Investition in Sachwerte: Rohstoffe hatten in der Vergangenheit ein hohes Inflationsbeta, was sie zu einem potenziell starken Absicherungsinstrument macht. Wer Direktinvestitionen in Rohstoffe vermeiden möchte, kann auf ein diversifiziertes Sachwertportfolio setzen, das beispielsweise Rohstoffe, Rohstoffaktien und TIPS enthält. 

Konzentration auf inflationssensitive Sektoren: Im Rahmen einer Aktienallokation können sich Gelegenheiten ergeben, Positionen in Rohstoffaktien und anderen inflationssensitiven Titeln wie börsennotierten Infrastrukturwerten (bei denen die Unternehmen die Inflation oft direkt an ihre Tarifzahler weitergeben können) aufzustocken. Darüber hinaus könnten sich Substanzwerte aufgrund ihrer geringeren Zinssensitivität in einem inflationären Umfeld besser entwickeln als Wachstumswerte. 

Risikomanagement auf Portfoliokonstruktionsebene: Wenn wir von einer höheren Inflation und damit von höheren Zinsen ausgehen, können sich Anleger möglicherweise nicht mehr auf Anleihen verlassen, um eine stabile Diversifizierung zu erreichen. Mit anderen Worten: Wir könnten weitere Zeiträume erleben, in denen Anleihen und Aktien positiv korreliert sind, wie es im Jahr 2022 der Fall war. Dies könnte neue Diversifizierungsquellen erfordern, z.B. bestimmte Hedgefonds als Ergänzung zu Rentenanlagen. 

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