High-Yield-Rentenanlagen: Es ist ein Marathon, kein Sprint

Konstantin Leidman, CFA, Fixed Income Portfolio Manager
Jennifer Martin, CFA, Investment Director
5 Min. Lesezeit
2026-01-01
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger. 

Unseres Erachtens können Anleger manchmal zu kurzfristig orientiert sein, wenn es um Anlagen am High-Yield-Rentenmarkt geht – sie nutzen die Anlageklasse eher als taktische Idee anstelle einer längerfristigen, strukturellen Allokation. Für uns sind dagegen High-Yield-Anlagen eher ein Marathon als ein Sprint: Der Erfolg wird nicht wirklich daran gemessen, wer auf den nächsten 10 Kilometern des Rennens am schnellsten ist, sondern wer es bis zum Ende schafft und als erster über die Ziellinie läuft. 

Für uns bedeutet dies, dass wir robuste regelmäßige Einkünfte und Gesamterträge aus High-Yield-Anleihen erzielen möchten, indem wir uns auf qualitativ hochwertige Unternehmen konzentrieren, die langfristig eine Outperformance erzielen sollten. Dabei nutzen wir unsere über verschiedene Konjunktur- und Marktzyklen gesammelte Erfahrung und sind in Bezug auf den Hype um Entwicklungen wie die generative KI, die zu Spekulationsblasen führen können, vorsichtig. In diesem Artikel erläutern wir die unseres Erachtens entscheidenden Komponenten für diesen langfristigen Ansatz. 

Vorsicht vor zu viel Überschwang

Als High-Yield-Investoren halten wir es für unerlässlich, eine gesunde Skepsis an den Tag zu legen, wenn andere Anleger sich etwas zu sehr mitreißen lassen, da bei einem Emittentenausfall ein dauerhafter Kapitalverlust möglich ist. Wir halten es daher für wichtig, Branchen möglichst zu meiden, die ein massives Kapazitätswachstum verzeichnen, bei denen die wirtschaftlichen Gewinne aber die Erwartungen wahrscheinlich nicht erfüllen können und das Risiko steigt. 

Da es schwierig ist, die Nachfrage korrekt vorherzusagen, weil sich Trends durch den Einfluss einer großen Bandbreite von Faktoren praktisch über Nacht ändern können, konzentrieren wir uns stattdessen darauf, wann das Angebotswachstum über dem Trend liegt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Ausfälle während eines Abschwungs in der Regel auf Sektoren mit einem erhöhten Kapitalangebot und erhöhten Investitionen konzentriert sind – die Schieferölkrise in den 2010er Jahren ist diesbezüglich ein Paradebeispiel (Abbildung 1). Im Vorfeld dieser Krise führten höhere Gewinne und Preise in diesem Sektor zu erhöhten Kapitalinvestitionen und verstärktem Wettbewerb, was letztlich zu Tage trat, als sich die Nachfrage verlangsamte. Dieses Beispiel zeigt, dass eine überschwängliche Marktstimmung häufig mit unbeabsichtigten Risiken einhergehen kann. 

Abbildung 1

Sektoren mit höheren Ausfallrisiken vermeiden

Manche von uns erinnern sich vielleicht noch an die Dotcom-Blase Ende der 1990er Jahre, und unseres Erachtens könnte das Aufkommen der KI ein weiteres Beispiel sein. Die KI ermöglicht natürlich eine spannende neue Phase in der laufenden technologischen Revolution, mit potenziell vielversprechenden neuen Anwendungen für die gesamte Gesellschaft. Vorherzusagen, wer die Gewinner und Verlierer des KI-Booms sein werden, ist aber nicht einfach, und es wird zwangsläufig auch Fälle von fehlgeleitetem Kapital geben. Angesichts des enormen Volumens an Fremdfinanzierungen in der Branche (Abbildung 2) sind wir im Hinblick auf die deutlich über dem Trend liegenden Investitionen und Ausgaben und das daraus resultierende Potenzial für eine weitere Spekulationsblase vorsichtig eingestellt. Wir sehen daher die Aussichten für Unternehmen, die eng mit dem AI-Thema verbunden sind (z.B. im Bereich Hardwaretechnologie), eher kritisch.

Abbildung 2

Hohe Ausgaben signalisieren potenzielle Anfälligkeit

Eine hohe Messlatte bei der Emittentenqualität anlegen

Unsere Anlagephilosophie basiert auf der Überzeugung, dass der High-Yield-Markt sehr ineffizient ist, wenn es um die Bewertung von Ausfallrisiken geht. 

Um Vorteil aus den potenziellen Fehlbewertungen am Markt zu ziehen und Ausfallrisiken zu minimieren, sind umfangreiche Bottom-Up-Fundamentalanalysen erforderlich, um die Unternehmen mit der höchsten Qualität im Hinblick auf die zugrunde liegenden wirtschaftlichen Fundamentaldaten zu identifizieren. Gleichermaßen empfiehlt sich, wie oben erwähnt, die Unternehmen mit einem Risiko für einen dauerhaften Kapitalverlust sowie die Sektoren und Regionen zu vermeiden, auf die sich unseres Erachtens die Ausfälle in einem Rezessionsszenario konzentrieren dürften, falls keine sanfte Landung der Wirtschaft erreicht wird. 

Unser Ansatz für das Identifizieren von qualitativ hochwertigen Emittenten priorisiert Unternehmen mit erwiesenen Wettbewerbsvorteilen. Beispielsweise sind wir zwar vorsichtig in Bezug auf Unternehmen im Technologiesektor, die eng mit dem AI-Thema verbunden sind, wir sehen aber eine Reihe von Anlagechancen bei Zahlungsdienstleistern und Anbietern von Softwaredienstleistungen mit starken Wettbewerbsbarrieren wie den hohen Kosten für einen Anbieterwechsel. Im Autosektor sind wir vorsichtiger bei Automobilherstellern, wo wir eine starke Zunahme im Wettbewerb und bei neuen Marktteilnehmern beobachtet haben. Wir sind aber auf selektiver Basis optimistisch, was die potenzielle Performance von Autozulieferern betrifft, bei denen hohe Markteintrittsbarrieren bestehen. Viele dieser Unternehmen verfügen über tief integrierte Beziehungen mit Erstausrüstern (OEMs), und es bestehen finanzielle, technische und regulatorische Hürden für einen Anbieterwechsel, insbesondere mitten in einem Autoproduktionszyklus, der zehn Jahre oder noch länger dauern kann. 

Einen langfristigen Ansatz verfolgen

Wir streben für alle Emittenten eine längerfristige Perspektive an, mit einer durchschnittlichen Haltedauer von ca. drei Jahren. Insbesondere lässt sich durch das langfristige Halten von Emittenten mit einem hohen Überzeugungsgrad potenziell vermeiden, dass das Ertragspotenzial durch hohe Transaktionskosten verwässert wird.

Fazit

Wir haben es momentan mit einem sich schnell verändernden Marktumfeld zu tun. Falls sich ein Ausfallzyklus weiterhin vermeiden lässt, was unser Basisszenario ist, sind High-Yield-Anlagen unserer Ansicht nach durchaus attraktiv für langfristig orientierte Investoren, die ihre Größe und Expertise nutzen, um die erforderlichen Bottom-Up-Fundamentalanalysen durchzuführen, und die über die Erfahrung verfügen, um ein diszipliniertes Sektor- und Ländermodell zu implementieren, das die Emittenten und Sektoren mit einem höheren Ausfallrisiko herausfiltert.


1Die gezeigten Beispiele dienen lediglich der Veranschaulichung und sind nicht als repräsentativ für tatsächlich gehaltene Positionen zu sehen. Gehaltene Positionen variieren und es sollte nicht davon ausgegangen werden, dass ein Portfolio in dieses (oder ein ähnliches) Beispiel investiert hat oder investieren würde oder dass eine Anlage in das Beispiel profitabel ist oder sein wird. BLOOMBERG® und die Bloomberg-Indizes (die „Indizes“), auf die in diesem Artikel Bezug genommen wird, sind Dienstleistungsmarken von Bloomberg Finance L.P. und seinen verbundenen Unternehmen, einschließlich Bloomberg Index Services Limited („BISL“), dem Administrator der Indizes (zusammen „Bloomberg“), und wurden vom Verteiler dieses Artikels (dem „Lizenznehmer“) für die Verwendung zu bestimmten Zwecken lizenziert. Bloomberg ist nicht mit dem Lizenznehmer verbunden und billigt, unterstützt, prüft oder empfiehlt die hierin genannten Finanzprodukte (die „Produkte“) nicht. Bloomberg übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der Daten und Informationen in den Produkten.

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