Devisenmarktinterventionen – ein neues Dauerthema?

Marco Giordano, Investment Specialist
Danielle Wei, Investment Specialist
4 Min. Lesezeit
2025-06-30
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts konzentrieren sich Anleger und Marktkommentatoren auf die Auswirkungen der (immer noch) hohen Inflation und der daraus resultierenden geldpolitischen Entscheidungen auf die Anleihemärkte, scheinen aber die möglichen Folgen für das Währungsrisiko zu übersehen. Wir sind jedoch der Ansicht, dass das neue Wirtschaftszeitalter, in das wir eingetreten sind, nicht nur mehr Unsicherheit und Volatilität bei den Zinssätzen, sondern auch größere Wechselkursschwankungen mit sich bringt. Das Verständnis von Währungsbewegungen und deren Auswirkungen auf Volkswirtschaften kann daher unseres Erachtens ein wichtiger Faktor für den Umgang mit zunehmend unbeständigen Märkten sein. 

Das wachsende Risiko von Devisenmarktinterventionen

Devisenmarktinterventionen sind geldpolitische Maßnahmen, die darauf abzielen, das Tempo oder das Ausmaß der Auf- oder Abwertung einer Währung zu dämpfen. Dies geschieht durch die Veränderung des Angebots an lokaler Währung und den aktiven Kauf oder Verkauf von Fremdwährungen in großem Umfang, um das gewünschte Wechselkursniveau zu erreichen. Eine solche Maßnahme erfolgt in der Regel dann, wenn die Auffassung vertreten wird, dass das Niveau des Wechselkurses der Landeswährung nicht mehr den zugrunde liegenden wirtschaftlichen Fundamentaldaten entspricht. Die politischen Entscheidungsträger kaufen oder verkaufen nationale Währungsreserven, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Inflation zu kontrollieren, indem sie eine nach ihrer Einschätzung übermäßige Auf- oder Abwertung der Währung stoppen. Auch wenn die Grenze zwischen Devisenmarktinterventionen und Manipulation manchmal fließend ist, zielen größere Eingriffe in der Regel darauf ab, ein allgemein anerkanntes Ungleichgewicht an den Märkten zu korrigieren, und erfordern häufig internationale Kooperationen oder Einigungen. Gelegentlich werden Regierungen jedoch der direkten Manipulation beschuldigt, mit der sie inoffiziell versuchen, den Wert ihrer Währung zu verzerren, um ein bestimmtes wirtschaftliches Ziel zu erreichen, vor allem das (Wieder-)Erlangen der Wettbewerbsfähigkeit an den Weltmärkten und das Ankurbeln der Exporte.

Lehren aus der Vergangenheit
Politische Interventionen zur Stützung oder strategischen Abwertung einer Währung sind allerdings nichts Neues. So zog das Vereinigte Königreich 1992 das Pfund Sterling aus dem Europäischen Wechselkursmechanismus (WKM) zurück, um spekulativen Verkäufen der Währung Einhalt zu gebieten (ein Ereignis, das als „Schwarzer Mittwoch“ bekannt wurde). Damals erholte sich das Vereinigte Königreich gerade langsam von einer schweren Rezession, die durch Faktoren wie geringe Wettbewerbsfähigkeit, hohe Inflation und anhaltende Leistungsbilanzdefizite verursacht worden war. Die politischen Entscheidungsträger hielten die Zinsen jedoch hoch, um den Wert des Pfunds zu stützen. Als sich die Marktteilnehmer besorgt darüber zeigten, dass der Wechselkurs der Währung diese Schwächen nicht widerspiegelte, reagierten die Währungsbehörden mit weiteren Zinserhöhungen und dann mit massiven Devisenmarktinterventionen. Als diese Zinserhöhungen und Interventionen ein nicht mehr aufrechtzuerhaltendes Niveau erreicht hatten, verließ das Vereinigte Königreich den WKM, was eine massive Abwertung auslöste (Abbildung 1). Dies war zwar ein brutaler Schock, letztlich wurde dadurch aber die Wettbewerbsfähigkeit des Vereinigten Königreichs an den Weltmärkten gestärkt und das Wirtschaftswachstum angekurbelt. 

Abbildung 1
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Auch andere WKM-Währungen, vor allem die italienische Lira und die spanische Peseta, durchliefen mehrere Abwertungsrunden gegenüber der D-Mark und konnten so ihre Exportwettbewerbsfähigkeit erhalten. Die G7-Länder versuchten bereits in den 1980er Jahren durch koordinierte Anstrengungen (die Plaza- und Louvre-Abkommen) eine strategische Abwertung des US-Dollar zu erreichen, um die großen Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft zu beseitigen.

Was bedeutet dies für Anleger?

Seit der Einführung des Euro finden aktive Devisenmarktinterventionen vor allem in Schwellenländern statt, insbesondere in Argentinien und der Türkei. Unter den Industrieländern hat sich der Einsatz eines aktiven Währungsmanagements auf die Schweiz beschränkt, da der Status des Schweizer Franken als sicherer Hafen zeitweise ein Risiko für die Schweizer Wirtschaft und die Wirksamkeit der Geldpolitik des Landes darstellte. 

In den letzten beiden Jahren hat die Häufigkeit der Eingriffe jedoch zugenommen. Das japanische Finanzministerium hat zweistellige Milliardenbeträge in die Märkte gepumpt, um den Wert des japanischen Yen zu stützen, während die chinesischen Behörden freiere Schwankungen des Renminbi an den Weltmärkten zuzulassen scheinen, um die Währung abzuwerten und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Es wurde sogar spekuliert, dass einige Trump-Berater Devisenmarktinterventionen in das wirtschaftspolitische Instrumentarium der US-Regierung aufnehmen möchten, falls die Republikaner wieder die Kontrolle über die Regierung übernehmen. Auch wenn ein solcher Schritt oberflächlich betrachtet unwahrscheinlich erscheint, so wäre er doch kühn und in der jüngeren Geschichte beispiellos.

Die unausweichliche Schlussfolgerung: Sobald eine kritische Masse von Ländern aktive Währungsmanipulation betreibt, entsteht eine Art Gefangenendilemma: Es gibt keinen Vorteil, wenn man nicht mitmacht. Dies hat potenziell erhebliche Konsequenzen für Anleger und Vermögensverwalter:

  • Anlagen an den globalen Anleihemärkten können in einem Umfeld erhöhter Währungsvolatilität weiterhin erhebliche Vorteile bieten, einschließlich der Diversifizierung gegenüber inländischen Märkten. In diesem Zusammenhang muss eine erhöhte Währungsvolatilität nicht zwangsläufig nur ein Risiko sein, das es abzusichern gilt. Sie kann auch Möglichkeiten für eine beständige Erwirtschaftung von Zusatzerträgen bieten.
  • Die Gewinne von Aktienanlegern, die nicht über ein Absicherungsprogramm verfügen, könnten bei starken Währungsschwankungen aufgezehrt werden.
  • Die Ablösung des US-Dollar als globale Reservewährung erscheint vorerst unwahrscheinlich, stellt aber ein zunehmendes Extremrisiko dar.

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